Palliativmedizin hilft auch in der letzten Lebensphase.

Die Spezialisierte Ambulante Palliativ­versorgung (SAPV) tut alles, um ­Lebensqualität zu erhalten und zu ­verbessern – auch bei schwerster, ­lebenszeit­limitierender Erkrankung.

Foto: ©Мария Ястребова – stock.adobe.com

Ziel der SAPV ist die Versorgung von Schwerstkranken und Sterbenden zu Hause im gewohnten Lebensumfeld des Patienten. Gemeinsam mit Patienten und Angehörigen verbessern wir Lebensqualität durch Symptombehandlung, Gesprächsbegleitung und Unterstützung beim Ausbau des Versorgungsnetztes.

Als Lebensqualität lässt sich die von den persönlichen Bedingungen geprägte, an Zufriedenheit und Wohlbefinden messbare Qualität des Lebens definieren. Das macht deutlich, dass Lebensqualität nicht ausschließlich an einen sorge- oder beschwerdefreien Zustand gekoppelt ist, sondern dass die individuellen und aktuellen Lebens­umstände in die Bewertung einfließen. Lebenszufriedenheit im hohen Alter oder bei Krankheit richtet sich an anderen Determinanten aus als im jüngeren Lebensalter ohne Einschränkung oder Krankheit.

Was benötigt man aber bei schwerer, lebenszeitbegrenzender Krankheit, um den Blick auf verbliebene Möglichkeiten zu lenken, auf das was einem selbst wichtig ist bzw. die eigene Lebensqualität auch in schweren Situationen verbessert. Die Antwort ist so einfach wie auch komplex: Unterstützung, eine helfende Hand, die zusammen mit Betroffenen und oft auch ihren Angehörigen, auf die Bedürfnisse schaut, die im Vordergrund stehen und dabei Defizite und Informationslücken auslotet, diese bestmöglich schließt und empathisch den individuellen Weg begleitet. Können Beschwerden gelindert, Ängste und Sorgen gehört und gemildert werden, z.B. durch adäquate Aufklärung und Information rund um die Erkrankung, deren möglichen Verlauf und das soziale Netzwerk gestärkt werden, kann auch in stark belasteter Lebenssituation Raum für Dinge geschaffen werden, die die Qualität des eigenen Daseins deutlich erhöhen.

Den patientenindividuellen Weg zu begleiten ist Aufgabe und Zielsetzung der Palliativ­medizin. Sie hat sich auf das Lindern von beeinträchtigenden Symptomen, die Beratung und Unterstützung des Patienten und seiner Angehörigen zur Reduktion von Ängsten, Nöten und Sorgen sowie auf die vorrauschauende Versorgungsplanung spezialisiert. All diese Maßnahmen können einen erheblichen Beitrag leisten, um die Lebensqualität deutlich zu verbessern. Der Fokus liegt auf den Beeinträchtigungen körperlicher, psychischer und sozialer Art, die durch die zugrundeliegende Erkrankung entstanden sind oder entstehen und nicht auf der Behandlung der Erkrankung selbst.

Welche Formen der Palliativmedizin gibt es?

Man unterschiedet ambulante von stationären sowie allgemeine von speziellen palliativen Versorgungsstrukturen. Hierbei hat jede einzelne Versorgungstruktur ihre Aufgaben und Zielsetzungen. Um eine optimale Behandlung bzw. Begleitung für den Patienten zu ermöglichen, ist eine frühzeitige Einbindung palliativmedizinischer Strukturen empfehlenswert und eine enge Kooperation der einzelnen Versorgungsbereiche sinnvoll.

Versicherte haben Anspruch auf SAPV, wenn sie an einer nicht heilbaren, fortschreitenden und so weit fortgeschrittenen Erkrankung leiden, dass dadurch ihre Lebenserwartung begrenzt ist (§ 3) und sie unter Berücksichtigung der in § 1 genannten Ziele eine besonders aufwändige Versorgung (§ 4) benötigen, die nach den medizinischen und pflegerischen Erfordernissen auch ambulant oder an den in § 1 Abs. 2 und 3 genannten Orten erbracht werden kann (Richtlinie zur SAPV Versorgung).
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Stationäre palliative Strukturen sind ­Palliativstationen, die im Sinne von Akutstationen Patienten immer dann behandeln, wenn die fachspezifische Behandlung in den Hintergrund tritt und die Symptom­behandlung im Vordergrund steht sowie die ambulante Behandlung nicht ausreicht. Im Rahmen einer palliativmedizinischen Komplexbehandlung erfolgt eine individuelle Symptombehandlung, welche neben medikamentösen Therapien auch physio- und ­ergotherapeutische Maßnahmen zur Verbesserung der Mobilität und Selbstversorgung, genauso wie das Angebot einer Gesprächsbegleitung zur Krankheitsverarbeitung sowie eine vorausschauende Versorgungsplanung einschließt. Am Ende der Behandlung steht das Ziel der Ent­lassung des Patienten in eine für ihn optimale Versorgungsstruktur (oft das eigene Zuhause, gelegentlich eine statio­näre Pflege­einrichtung oder ein stationäres Hospiz).

In neuester Zeit entwickeln sich palliativ­medizinische Dienste im Krankenhaus, die im Sinne einer konsiliarischen Betreuung frühzeitig auch Patient:innen auf den fachspezifischen Stationen mitbetreuen. Im Rahmen dieses Dienstes stehen palliativmedizinisch geschulte Ärzte, Pflegekräfte, Physio- und Ergotherapeuten, Sozialarbeiter und Psychologen den fachspezifischen Stationen bei der Patientenbehandlung aber auch der Angehörigenarbeit zur Seite.

Im ambulanten Bereich kann über Haus- und Fachärzte eine allgemeine palliativmedizinische Behandlung erfolgen. Sollte das Symptomgeschehen jedoch komplex oder oft wechselnd sein, kann dies schnell den Rahmen der allgemeinen palliativmedizinischen Betreuung sprengen und es zu gehäuften Notdienstkontakten und/oder stationären Einweisungen kommen. Um dies zu vermeiden und den Patienten Sicherheit und eine angemessene, vorausschauende Behandlung zu ermöglichen, erfolgt über SAPV-Teams (SAPV – Spezialisierte ambulante Palliativversorgung) die spezialisierte, palliativmedizinische Betreuung im häuslichen Umfeld. Ziel auch dieser palliativmedizinischen Betreuung ist die Verbesserung der Lebensqualität durch Symptombehandlung, Gesprächsbegleitung und Unterstützung beim Ausbau des Versorgungsnetzes. Eine SAPV-Betreuung ist immer dann zu erwägen, wenn eine Krankenhausbehandlung (auch auf der Palliativstation) nicht indiziert oder gewünscht ist. Die SAPV kann durch den Hausarzt oder nach Absprache mit diesem durch den (Krankenhaus-) Facharzt über das Muster 63 (Verordnung spezialisierter ambulanter Palliativversorgung (SAPV)) verordnet werden. Die SAPV erfolgt begleitend zur haus- und fachärztlichen Betreuung.

Verschiedene Formen der Palliativversorgung (Zum Vergrößern anklicken!)

PODCAST

Medizin & Menschen – Folge 8 – Zu Hause bleiben, so lange es geht – Ambulante Versorgung von schwer kranken Menschen

Yvonne Rabe

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