Leberkrebs –
die tückische Erkrankung.

Warum es wichtig ist, regelmäßig die Leberwerte überprüfen zu lassen.

(Text: Stefan Pfister)

Foto: ©transurfer – stock.adobe.com

Eine geschädigte Leber sendet lange Zeit keine Alarmsignale. Je früher aber eine Erkrankung entdeckt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Ein Leberkrebs im frühen Stadium ist oft heilbar, Vorsorgeuntersuchungen daher wichtig. Die Leber ist außerdem eines der ganz wenigen menschlichen Organe, die nachwachsen können. Innerhalb von ca. 2-3 Wochen kann sich eine geteilte Leber regenerieren.

Leberkrebs ist eine bösartige Tumorerkrankung, die früher in Deutschland eher selten war, mittlerweile aber steigende Fallzahlen aufweist. Meist entsteht der Krebs aus einer chronischen Entzündung des Organs (Hepatitis). Das hepatozelluläre Karzinom (HCC) ist die häufigste Form des Leberkrebses. Überdurchschnittlich oft erkranken Männer um die 70 Jahre daran. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung ermöglichen heute sehr gute Heilungschancen. Das Leopoldina-Krankenhaus bietet vielfältige Therapieoptionen. Besonders effizient ist hierbei die interdisziplinäre Zusammenarbeit der Medizinischen Klinik 2, Chirurgischen Klinik, Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie, Klinik für Radiologie und Neuroradiologie sowie der Facharztpraxis im MVZ Leopoldina.

Die Leber ist eines der zentralen Organe für den Stoffwechsel in unserem Körper. Sie ist wichtig für die Entgiftung des Blutes und bei der Gallensaftproduktion, außerdem liefert sie viele lebensnotwendige Eiweiße zur Blutgerinnung. „Die Leber hat Aufgaben, die von anderen Organen nicht übernommen werden können“, betont Prof. Dr. med. Stephan Kanzler, Chefarzt der Medizinischen Klink 2 am Leopoldina-Krankenhaus.

Das Team der Tumorkonferenz: v.r.n.l. Dr. Stefan Schmitt (Gastroenterologe im MVZ Leopoldina), Prof. Dr. Hans-Ullrich Völker (Chefarzt Pathologie), Dr. Hans Reinel (Ltd. Oberarzt ­Medizinische Klinik 2 und Hämatologe im MVZ Leopoldina), Prof. Dr. Detlef Meyer (Chefarzt Chirurgische Klinik), PD Dr. Dominik Morhard (Chefarzt Radiologie und Neuroradiologie) und PD Dr. Reinhart Sweeney (Chefarzt Strahlenterapie und Radioonkologie). Auf dem Bild fehlt Prof. Dr. Stephan Kanzler (Chefarzt Medizinische Klinik 2). | Foto: fotografiewerk.de

Leber sendet kaum Warnzeichen aus

Umso gravierender, wenn sie nicht mehr richtig funktioniert. Die Leberzirrhose ist das bekannteste Krankheitsbild, ausgelöst durch Leberentzündungen, aus denen später nicht selten Leberkrebs entsteht. Das Tückische daran: Das Organ sendet lange keine oder kaum Warnzeichen aus. Sobald deutliche Symptome (z.B. Gelbsucht, Bauchwasser) auftreten, ist die Lebererkrankung meist schon weit fortgeschritten. „Die Leber leidet lange und still“, erläutert Prof. Kanzler.

Die gute Nachricht: Die Leber hat eine hohe Regenerationsfähigkeit, selbst nach längerer Leidenszeit und sogar nach einer Krebs­erkrankung kann sie sich wieder erholen. Wichtig ist aber immer: Je früher eine Erkrankung entdeckt wird, desto besser sind die Heilungs- und Überlebenschancen. Das gilt besonders für Karzinome, wie der Chefarzt anmerkt: „Ein Leberkrebs im frühen Stadium ist in einem hohen Prozentsatz heilbar.“ Was allerdings im Umkehrschluss bedeutet: Bei fortgeschrittenem Leberkrebs ist dies in aller Regel nicht der Fall. Prof. Kanzler mahnt daher zu regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen beim Hausarzt. Bei einem Blutbild fallen erhöhte Leberwerte schnell auf und geeignete Therapien können zügig ergriffen werden.

Illustration: Menschlicher Leberkrebs (Foto: ©blueringmedia – stock.adobe.com)

Das alles kann die Leber schädigen

Obwohl die Hepatologie, die Lehre von den Lebererkrankungen, eine recht junge Disziplin der Inneren Medizin ist, können Leberwerterhöhungen zumeist klare Krankheiten und somit Therapiemöglichkeiten zugesprochen werden. Häufig erkrankt die Leber aufgrund einer Entzündung. Die kann durch Hepatitis-Viren ausgelöst werden. Aber selbst eine zeitnah therapierte Hepatitis C kann man heute zügig und sicher heilen. Das gilt ebenso für eine Autoimmunerkrankung oder die sogenannte Eisen­speicher­erkrankung (Hämochromatose).

Weitere Ursachen sind übermäßiger Alkoholgenuss, Übergewicht und fettreiche Ernährung. In westlichen Industrieländern hat die sogenannte Fettleber die alkoholische Hepatitis als Hauptkrankheitsursache zwischenzeitlich abgelöst. Durch eine gesunde Lebensführung und ausreichend Bewegung können Betroffene wirksam gegensteuern und die Leber regeneriert sich, falls sie noch nicht zu sehr geschädigt ist.

Wichtig sei, eine Entzündung durch eine rechtzeitige Therapie zu unterbinden, da sich daraus auch Leberzirrhose und Tumore entwickeln können, so Prof. Kanzler, der deshalb in solchen Fällen zu halbjährlichen Ultraschalluntersuchungen rät.

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Großes Plus: Alle Experten an einem Tisch

Bei Auffälligkeiten ist eine Leberpunktion zur histologischen Sicherung des Befundes nötig. Wird dabei ein Leberkrebs entdeckt, muss geklärt werden, ob sich bereits Metastasen gebildet haben. Am Ende der Diagnostik im Leopoldina-Krankenhaus mit seinen zertifizierten Zentren erfolgt immer eine interdisziplinäre Besprechung in der wöchentlichen Tumorkonferenz. Hier sitzen Experten aus allen an der Behandlung beteiligten Kliniken zusammen und tauschen sich untereinander aus: Internistische Onkologie, Chirurgie, Radiologie, Strahlentherapie, Pathologie und weitere Abteilungen.

Für Prof. Kanzler ist ein solches „Tumorboard“ von unschätzbarem Wert. „Gemeinsam wird individuell für den Patienten das optimale therapeutische Vorgehen besprochen. Häufig ist zu bedenken, dass neben dem Leberkrebs auch schon eine fortgeschrittene Leberschädigung (Leberzirrhose) vorliegt, die die therapeutischen Optionen einschränken kann.“

Vielfältige Therapie-Möglichkeiten

Für die Therapie stehen mehrere Optionen zur Verfügung. Zunächst prüfen die Ärzte, inwieweit klassische kurative Verfahren zum Einsatz kommen können, die sehr gute Heilungschancen bieten. Dazu zählen, wenn der Krebs auf die Leber beschränkt ist, eine Lebertransplantation oder eine Operation. Immer ist das nicht möglich, der Chefarzt der Medizinischen Klinik 2 weist auf einen wichtigen Aspekt hin: „Hier spielt die Qualität und Quantität der verbleibenden Leber nach Resektion eine entscheidende Rolle.“ Die Chirurgische Klinik von Prof. Dr. Detlef Meyer verfügt über langjährige Erfahrungen in der Leberchirurgie.

Kommt eine OP nicht in Frage, können lokal-ablative Verfahren in Erwägung gezogen werden: eine Radiofrequenzablation (RFA) in der Klinik für Radiologie oder stereotaktische Bestrahlung in der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie. Zumeist ist dies nur bei kleineren Tumorherden möglich, die im Fall einer RFA mittels eingeführter Thermonadel „verkocht“ beziehungsweise gezielt konfokal bestrahlt werden.

Bei größeren oder diffusen Befunden wird oftmals eine transarterielle Chemoembolisation (TACE) der Tumore eingesetzt. Hierbei schiebt der Radiologe einen kleinen Katheter in die Tumor-versorgenden Gefäße vor, verabreicht lokal eine Chemotherapie und verschließt die Gefäße. Ob nun RFA, Bestrahlung oder TACE – „bei allen diesen Verfahren haben wir sehr gute Langzeitverläufe“, konstatiert Prof. Kanzler. Allerdings sei die klassische Heilung hier eher die Ausnahme.

Kommen alle diese Therapien nicht zum Einsatz oder liegt eine Leberkrebserkrankung mit Tochtergeschwülsten außerhalb der Leber vor, kann dem Patienten oft eine medikamentöse Immunchemotherapie angeboten werden. Sie ist relativ gut verträglich, verzögert den Krankheitsverlauf und verbessert die Lebensqualität des Patienten.

Damit es nicht soweit kommt, sollte der eingangs erwähnte Appell des Chefarztes nicht ungehört bleiben. Er mahnt zu regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen, die auch in der internistischen Facharztpraxis von Dr. med. Stefan Schmitt im Medizinischen Versorgungszentrum Leopoldina (MVZ) im Gesundheitspark Schweinfurt in der Robert-Koch-Straße 10 möglich sind. Noch wichtiger als die Früherkennung ist für Prof. Kanzler aber eine gesunde Lebensführung.

Prof. Dr. med. Stephan Kanzler | Foto: vm.photodesign

Medizinische Klinik 2

Chefarzt:
Prof. Dr. med. Stephan Kanzler

Sekretariat:
Ivonne van Huet, Julia Dütsch

Telefon: 09721 720-2481
Fax: 09721 720-2484

E-Mail: [email protected]
Internet: www.leopoldina-krankenhaus.com

Tipps für eine gesunde Leber

 

  • ausreichend körperliche Ertüchtigung
  • wenig oder kein Alkohol: für Frauen gilt nach der WHO 0,125ml Wein pro Tag als unbedenklich, für Männer 0,25ml
  • Nikotinverzicht
  • kein Übergewicht, insbesondere Bauch betontes Übergewicht
  • mediterrane Kost: arm an tierischen Fetten und wenig Fleisch
  • keine verschimmelten Lebensmittel essen

Foto: ©Surasak – stock.adobe.com

REZEPTE

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Rezept für eine gesunde Leber.

Prof. Dr. med. Stephan Kanzler im Interview

Prof. Dr. med. Stephan Kanzler zum Thema Lebererkrankungen | Foto: vm.photodesign

Prof. Dr. Detlef Meyer zum Thema Leberchirurgie | Foto: vm.photodesign

PDF-Ausgabe #13

Artikel zur Leberchirurgie von Prof. Dr. Detlef Meyer

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