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Monika Höhn

Ein ungewöhnlich intensives Zusammenspiel aus medizinischem Fachwissen, kompetenter und ­professioneller Intensivpflege, einem unglaublichen Zusammenhalt der Familie und des Freundeskreises und schließlich auch der Glaube, dass am Ende alles gut wird, haben Monika Höhn das Leben gerettet.

Ihren 60. Geburtstag im Mai 2014 feierte Monika Höhn noch in Rom. Doch schon kurz nach der Rückkehr spürte sie ein ungewöhnliches Kribbeln in Händen und Füßen. Der Hausarzt konnte zunächst nichts Außergewöhnliches feststellen und überwies sie an einen Neurologen. In der Zwischenzeit weitete sich das Taubheitsgefühl aus, das Gehen fiel schwerer – die ehemalige Zahnarzthelferin wurde über die Notaufnahme in die Klinik für Neurologie am Leopoldina eingewiesen. Schon während ihres ersten stationären Aufenthaltes versuchte das Ärzteteam die Ursache der Beschwerden herauszufinden. Doch weder die umfangreichen bildgebenden Verfahren noch Blut- oder Nervenwasseruntersuchungen lieferten Erklärungen. Monika Höhn, die gerne und viel in der Natur unterwegs ist, hatte den Verdacht, die Ursache der Symptome sei eine Borrelioseinfektion. Doch auch das bestätigte sich nicht. Die Ärzte standen vor einem Rätsel. Innerhalb von 2 Monaten verschlechterte sich der Gesamtzustand der sportlichen Frau immer weiter: Laufen konnte sie nur noch mit Unterstützung, zu Hause bewegte sie sich mit einem Bürostuhl von Zimmer zu Zimmer. In seiner Verzweiflung suchte das Ehepaar deutschlandweit Hilfe und gab auch viel Geld für alternative Behandlungen aus, die jedoch auch zu keiner Besserung führten: Inzwischen hatte sich das Taubheitsgefühl im ganzen Körper ausgebreitet, die Schmerzen wurden zu einem permanenten Dauerzustand. Ohne die Unterstützung ihres Mannes und ihrer Familie sowie dem großen Freundeskreis war die Mutter eines erwachsenen Sohnes völlig hilflos.

Anfang Oktober – ca. drei Monate nach den ersten leichten Symptomen – wurde Monika Höhn wieder ins Leopoldina-Krankenhaus eingeliefert – diesmal direkt auf die Neurologische Intensivstation unter der Leitung von Chefarzt Dr. Johannes Mühler. Inzwischen hatte sich der Zustand dramatisch verschlechtert: Die Lähmung hatte sich im Körper der Patientin so weit ausgebreitet, dass auch Atmung und Schluckreflex betroffen waren. „Es war eine schreckliche Zeit“, blickt sie zurück, „ich hatte das Gefühl, das Blut schießt durch meinen Körper.“ Ohne ihren Mann, der jeden Tag von früh bis spät bei ihr war und ihren Sohn, ihre Geschwister und Freunde hätte sie die Zeit nicht überstanden: „Ich konnte nichts tun, außer die Wand anzustarren“, erinnert sie sich.

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Dr. med. Johannes Mühler | Foto: vm.photodesign

Neurologische Klinik

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Zu diesem Zeitpunkt war das periphere Nervensystem der heute wieder vollständig genesenen Frau komplett ausgefallen. Dr. Mühler, der damals auch Sprecher der Bayerischen neurologischen Chefärzte war, nutzte das Forum und seine deutschlandweiten Kontakte, um mit Kollegen über seine – bis heute in Erinnerung gebliebene- Patientin zu sprechen und die Ursache der vom Verlauf her sehr ungewöhnlichen Krankheit herauszufinden. „Medizin ist neben den wissenschaftlichen Erkenntnissen zum großen Teil auch Erfahrungswissen“, erklärt der Neurologe und Medizinethiker. „Häufig sind es kleine Puzzleteile, die leicht übersehen werden können, die letztlich die Lösung einer schwierigen Behandlungssituation ermöglichen.“

Die Behandlung der schwerkranken Patientin erforderte ein hohes Maß an medizinischer Erfahrung in der neurologischen Intensivmedizin und eine hochprofessionelle Intensivpflege: „Bei solchen schwerwiegenden gesundheitlichen Einschränkungen, bei denen nahezu alle Funktionen des Organismus von Menschen und Apparaten übernommen werden müssen, kommt der Erfahrung und dem Einfühlungsvermögen der Pflegekräfte eine wesentliche Bedeutung im Hinblick auf die Genesung zu“, verdeutlicht Dr. Mühler die Situation. „Ich war völlig hilflos“, erinnert sich die agile Rentnerin. „Nur über Blinzeln mit den Augen konnte ich mich verständigen“. Noch heute ist das Ehepaar voll des Lobes für das damalige Behandlungsteam: „Alle waren immer für uns da: die Putzfrau, die Pflegekräfte, die Physio- und Ergotherapeuten, die Seelsorge und die Ärzte.“ Der negative Höhepunkt: nach einem Atemstillstand musste die Patientin reanimiert und in ein künstliches Koma versetzt werden – inklusive maschineller Beatmung über eine Trachealkanüle.

Von außen betrachtet, eine schier hoffnungslose Situation, in der man – auch angesichts einer vorliegenden Patientenverfügung – auch daran hätte denken können, aufzugeben und die intensivmedizinischen Maßnahmen zu beenden. Aber der Ehemann hatte ebenso wenig den Glauben an eine mögliche Genesung verloren wie die behandelnden Ärzte um Dr. Mühler.

Am 20. November 2014 dann der Wende­punkt: auf den Willen von Frau Höhn reagierten der linke Fuß und die Finger der rechten Hand mit einem ersten Zucken. Nach 81 langen Tagen, größtenteils auf Intensivstation und über lange Zeit vollständig gelähmt und künstlich beatmet, verließ Monika Höhn am 9.12.2014 das Leopoldina-­Krankenhaus.

Getragen von unerschütterlichem Willen und der Unterstützung der Familie arbeitete sie während der Reha hart und kämpfte sich ins Leben zurück: Weihnachten 2014 ging sie ihre ersten Schritte.

Heute hat die 67jährige keinerlei Einschränkung mehr. Die Befürchtung, dass die schwere Krankheit aus ihr einen dauerhaften Pflegefall machen könnte, hat sie eindrücklich widerlegt: zurzeit hilft sie tatkräftig beim Hausbau ihres Sohnes.

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