Keine Zitterpartie.

Parkinson-Komplexbehandlung im Leopoldina. Ein multidisziplinäres, stationäres Therapiekonzept für Parkinson-Patienten.

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(Illustration: ©Алёна Игдеева – stock.adobe.com)

Zu Beginn sind es oft nur kleine Veränderungen: die Schrift wird undeutlicher, die Hand zittert gelegentlich beim Zeitunglesen, das Essen schmeckt nicht mehr wie früher, besondere Gerüche werden nicht mehr so intensiv wahrgenommen, vielleicht berichtet auch der Partner über ein unruhiges Schlafverhalten. Dann werden die Bewegungen langsamer, die Verdauung träger und die allgemeine Leistungsfähigkeit sinkt. Mehr und mehr behindern diese Einschränkungen das alltägliche Leben, über alles legt sich eine bleierne Schwere, die Stimmung wird vielleicht gar gedrückter.

Gemeinsam mit den ambulanten Neurologen wird ein Behandlungskonzept entwickelt. Dies beinhaltet eine medikamentöse Therapie begleitet mit Empfehlungen zur Aufrechterhaltung körperlicher und geistiger Aktivität. Im Laufe des weiteren Voranschreitens der chronischen Krankheit bestimmt sie alle Lebensbereiche und führt zu deutlichen Einschränkungen. Da Symptome der Krankheit alle Organe betreffen, ist eine gesamtheitliche Betrachtung und Therapie entscheidend und die medikamentöse Therapie muss ständig dem aktuellen Krankheitsstadium angepasst werden. Dadurch wird die ambulante Therapie immer schwieriger. In bestimmten Krankheitsphasen ist eine häufigere ärztliche Kontrolle nötig, als ambulant umsetzbar oder bestimmte Beschwerden können nicht ausreichend therapiert werden. Genau zu diesem Zweck wurde die stationäre Parkinson-Komplexbehandlung entwickelt und hat sich zunehmend in deutschen Kliniken durchgesetzt. Über einen Zeitraum von zwei bis drei Wochen werden im Rahmen eines multiprofessionellen Therapiekonzepts die vielgestaltigen, zusammenhängenden Beschwerden analysiert und behandelt.

Während des Therapiezeitraums erfolgt eine tägliche ärztliche Beurteilung der gesetzten Therapieziele und eine fortlaufende Optimierung der medikamentösen Therapie. Das umfassende Therapiekonzept, welches in einem wöchentlichen Behandlungsplan entsprechend der Therapieziele festgehalten wird,  wird in mehrfach täglichen Einzel- und Gruppentherapien, von einem multidisziplinären Team bestehend aus erfahrenen Ärzten, spezialisierten Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden und Pflegepersonal umgesetzt. Das Ziel der Parkinson-Komplexbehandlung ist – neben der symptomorientierten Beschwerdelinderung – vor allem die Erhöhung der Lebensqualität und Eigenständigkeit im häuslichen Umfeld.

Durch den wissenschaftlich nachgewiesenen therapeutischen Nutzen der Komplexbehandlung, besteht auch von Seiten der Krankenkassen die Möglichkeit einmal jährlich dieses Therapiekonzept in Anspruch zu nehmen.

Seit 2013 wird diese spezialisierte Therapie im Leopoldina-Krankenhaus Schweinfurt in der Klinik für Neurologie angeboten. Unter der Federführung von Chefarzt Dr. Johannes Mühler und Oberarzt Dr. Georg Karp wird sie in Abstimmung mit den niedergelassenen Neurologen und Hausärzten der Region regelmäßig durchgeführt.

Morbus Parkinson. Was ist das?

Morbus Parkinson.
Was ist das?

Morbus Parkinson – oder Parkinson-Krankheit genannt – zählt zu den bekanntesten und häufigsten Erkrankungen des Nervensystems. Der Name geht auf den britischen Arzt James Parkinson zurück, der den Begriff „Schüttellähmung“ (Paralysis agitans) erstmals 1817 verwendete, um Patienten zu beschreiben, die zum einen ein Zittern der Hände, als auch eine starke, fast lähmungsartige Bewegungsarmut aufwiesen.

Bereits in antiken ayuverdischen Schriften (1000-1500 v. Chr.) lassen sich Beschreibungen eines Krankheitsbildes finden, das sowohl ein Zittern der Hände als auch eine körperliche Steifheit bzw. einen Verlust der Beweglichkeit umfasste.

Bis heute gibt Morbus Parkinson Medizinern viele Rätsel auf, obwohl die Wissenschaft in den letzten Jahrzehnten erheblich Fortschritte bezüglich diagnostischer und therapeutischer Strategien erzielt hat. Die Ursache des zunehmenden Untergangs von Nervenzellverbänden im Gehirn, der zu einem Mangel des für die Motorik entscheiden Botenstoffs Dopamin führt, ist letztlich jedoch nicht geklärt. Als Risikofaktoren sind traumatische Schädel-Hirn-Verletzungen, die Exposition mit Neurotoxinen (v.a. Pestizide) und genetische Faktoren bekannt. Eine Heilung der fortschreitenden Neurodegeneration ist derzeit noch nicht möglich, jedoch eine optimale und lebensqualitätserhaltende Therapie.

Die Erkennung von Frühsymptomen, die den motorischen Beschwerden vorausgehen, gewinnt immer mehr an Bedeutung. Ein frühzeitiger Therapiebeginn wird angestrebt, um den Verlauf der Erkrankung noch besser beeinflussen zu können. Zu diesen Frühsymptomen zählen ein Geruchsverlust, Schlafstörungen mit teils lebhaften Träumen, Obstipationsneigung, Rücken- oder Schulter-/Nacken-Schmerzen und depressive Verstimmungen sowie Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen.

(v. l.) Dr. med. univ. Georg Karp (Foto: fotografiewerk.de) · Dr. med. Johannes Mühler  (Foto: vm.photodesign)

Neurologische Klinik

Chefarzt:
Dr. med. Johannes Mühler

Oberarzt:
Dr. med. Georg Karp

Sekretariat:
Ramona Kiesel, Sophie Wirth

Telefon: 09721 720-2153
Fax: 09721 720-2985

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Dr. med. Johannes Mühler im Interview (Foto: vm.photodesign)

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