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Solche Früchtchen…

Camu-Camu und Acerola vs. Hagebutte und Sanddorn

Wer bietet den ultimativen Vitamin-C-Kick?

 

Vorbei sind die Zeiten, in denen nach Monaten auf dem Meer die Seeleute an Skorbut, also Vitamin-C-Mangel litten. Der gesunde Mitteleuropäer braucht normalerweise keine Angst vor einer ­Unterversorgung mit dem wasserlöslichen Vitamin zu haben und doch boomen Nahrungsergänzungsmittel, die Vitamin C liefern sollen. Und es gibt kaum eine Mutter, die ihren Sprösslingen nicht vehement Orangen oder andere vermeintlich besonders Vitamin-­C-haltige Obstsorten ans Herz legt.

Auch die beiden Superfoods Camu-Camu und Acerola werden genau wegen ihres hohen Gehalts an Ascorbinsäure (Vitamin C) geschätzt. Tatsächlich weisen die in Südamerika heimische Camu-Camu Frucht und die aus Mexiko stammende Acerola-Kirsche rein mengenmäßig einen der höchsten Gehalte an Vitamin C pro 100 Gramm auf. Mit 2000 Milligramm schlägt die Camu-Camu dabei die Acerola mit 1700 Milligramm.

Die in heimischen Gefilden wachsenden Hagebutten und der Sanddorn kommen hier auf 1250 und 450 Milligramm Ascorbinsäure pro 100 g. Klingt erstmal deutlich weniger. Sind deshalb die Exoten vorzuziehen? Um diese Frage zu beantworten, muss man weiterblicken. Doch zunächst noch eine letzte wichtige Zahl. Wie viel Vitamin C braucht der Mensch denn eigentlich? Gemäß der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. benötigen Frauen im Durchschnitt 95 Milligramm täglich, Männern werden 110 empfohlen. Stillende Mütter und Raucher haben einen etwas höheren Bedarf, Kinder und Säuglinge einen geringeren. Die Menge von 100 Milligramm wird durch den Verzehr von 22 g Sanddornbeeren bereits erreicht. Das macht deutlich, dass wir, um unseren Vitamin C Bedarf zu decken, keinesfalls spezielle Exoten benötigen. Auch hierzulande gibt es Lebensmittel mit einer Extraportion Vitamin C. Außer unseren beiden Duellteilnehmern enthalten zum Beispiel auch Brennnessel, Petersilie, Bärlauch, Sauerampfer und Brokkoli sowie Schwarze Johannisbeeren ordentlich von dem Vitamin. Orange und Zitrone, die man landläufig immer mit hohen Gehalten an Ascorbinsäure verbindet, kommen dagegen nur auf mittelmäßige 50 bzw. 53 Milligramm. Da liegen sogar Löwenzahn (65 Milligramm) und die gute alte Erdbeere (55 Milligramm) darüber.

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Ein weiterer Punkt, der für die heimischen Vitaminbooster spricht, ist, dass die enormen Mengen an Vitamin C in Camu-Camu und Acerola sich vor allem in den frischen Früchten befinden. In der Natur der Dinge liegt es nun aber, dass wir hier in Deutschland nie an frisch geerntete Camu-Camu und Acerola kommen. Vitamin C ist empfindlich gegenüber Hitze und langen Lagerungszeiten. Die Acerolakirsche muss deshalb im perfekten Reifestadium geerntet und innerhalb von zwei Tagen verarbeitet werden. Sie wird gleich nach der Ernte eingefroren und so zu ihre Weiterverarbeitung transportiert. Das alles ist sehr energieaufwändig. Frisch sind die Früchte selbst in der Herkunftsregion eher selten erhältlich. Verkauft wird entweder der sauer schmeckende Saft oder aber das Pulver. Bei der Verarbeitung, egal ob Saft oder Pulver, gehen Vitamine verloren. Zusätzlich belastet auch der Transport aus Südamerika die Umwelt. Ähnlich sieht es bei der Camu-Camu aus. Auch hier wird meist ein verarbeitetes – und dadurch Vitamin C reduziertes – Produkt verkauft. In Europa findet man Camu-Camu vor allem als Nahrungsergänzung oder als Süßigkeit. Die erhöhte Nachfrage hat in den Herkunftsländern, die mit der Produktion in Plantagen den wachsenden Bedarf nicht decken können, zunehmend zu Raubbau an wild wachsenden Pflanzen geführt und auch hier kommt schlussendlich noch der Transport nach Europa auf die Negativliste.

Auch Hagebutte und Sanddorn werden zwar fast ausschließlich verarbeitet genossen, also als Saft, Tee oder Pulver, und auch sie verlieren dabei einen Teil ihres Gehalts, aber bei ihrem Genuss fällt die Belastung für die Umwelt durch Produktion, Verarbeitung und Transport bei weitem geringer aus. Fazit: Alle 4 Kandidaten sind auch nach der Verarbeitung eine Vitamin-C-Quelle, im Sinne des Nachhaltigkeitsgedankens und Umweltschutzes sind jedoch heimische Vitaminlieferanten vorzuziehen.

Vitamin C – auch als Ascorbinsäure bezeichnet – ist ein wasserlösliches Vitamin.

Es ist beteiligt an vielen Stoffwechselreaktionen, unter anderem am Aufbau von Bindegewebe, Knochen, Knorpeln und Zahnfleisch. Es gilt als Antioxidans und schützt vor Zellschäden. Außerdem unterstützt es die Aufnahme von pflanzlichem Eisen im Körper. Neben einigen Affenarten und Meerschweinchen gehört der Mensch zu den wenigen Lebewesen, die Vitamin C nicht selbst herstellen können und deshalb auf eine ausreichende Zufuhr über die Nahrung angewiesen ist.

(Fotos in Galerie und Illustration: Adobe Stock)

Vitamin C Mangel

In der nächsten Ausgabe Food Duell:

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