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Scharfe Sache.

Ingwer und Meerrettich! Wer hat die Nase vorn?

 

Der Ingwer stammt aus dem süd­asiatischen Raum und wächst bis heute vornehmlich in subtropischen und tropischen Regionen. Viel Ingwer kommt z.B. aus Peru und China. Bei uns in Mitteleuropa gedeiht er unter freiem Himmel nicht. Man kann sich aber eine Pflanze im Haus ziehen. Von Asien aus bahnte sich die Pflanze vor etwa 2.000 Jahren als begehrtes Handelsgut ihren Weg zu den alten Griechen und Römern.

Auch der Meerrettich war schon in der Antike bekannt. Ursprünglich stammt er wohl aus Moldau, zweifelsfrei lässt sich das allerdings nicht mehr nachweisen. Von dort wurde er durch die slawischen Völker nach Mitteleuropa gebracht und verbreitet. Die Pflanze ist sehr widerstandfähig und trotzt Temperaturen von bis zu minus 50 Grad, weshalb ein Anbau auch in unseren Breitengraden gut möglich ist. Allein in Deutschland gibt es mehrere Anbaugebiete.

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Schärfe und Würze

Ingwer enthält einen zähflüssigen Balsam, der aus ätherischen Ölen und einem Scharfstoffanteil, den Gingerolen und Shogaolen, besteht. Der Meerrettich hingegen enthält verschiedene Senföle, auch bekannt als Glucosinolate. Sie sind allerdings nicht von vornherein im Meerrettich enthalten, sondern werden erst dann gebildet, wenn sogenannte Senfölglycoside mit einem in besonderen Zellen gelagerten Enzym namens Myrosinase in Berührung kommen. Dies geschieht z.B. wenn die Wurzel zerkleinert oder zerkaut wird. Und dann treibt sie uns die Tränen in die Augen. Das ist zwar unangenehm, doch genau in diesen Inhaltsstoffen liegt auch die gesundheitsfördernde Wirkung. Ähnlich verhält es sich auch beim Ingwer.

Heilende Wirkung

Ingwer gilt als antibakteriell, antiviral und entzündungshemmend. Die meisten Wirkstoffe sitzen direkt unter der Schale. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, den Ingwer nicht zu schälen, sondern direkt zu verarbeiten. Um sich dabei keine Schadstoffe einzuhandeln, wird Ingwer in Bioqualität empfohlen. Der enthaltene Scharfstoff Gingerol hat eine ähnliche Struktur wie Acetylsalicylsäure.

Dies ist besser bekannt unter der Bezeichnung ­„Aspirin“. Außerdem wird dem Einsatz von Ingwer eine positive Wirkung bei Magen-Darm-Beschwerden, Harnwegsinfektionen und bei Übelkeit sowie Erkältungskrankheiten zugesprochen. Ähnlich verhält es sich beim Meerrettich. Auch er wird traditionell bei Magen-Darm-Störungen und grippalen Infekten eingesetzt. Lediglich bei Magen- und Darmgeschwüren sowie Nierenerkrankungen ist der Einsatz kontraindiziert.

Gegen Übelkeit wird Meerrettich eher nicht empfohlen, im Gegensatz zum Ingwer, dafür aber ebenfalls zur Linderung von Harnwegsinfektionen. Auch bei ihm geht die antibakterielle und antivirale Wirkung von den speziellen Senfölen der Wurzel aus.

Fazit

Die beiden Kandidaten in diesem Food-Duell sind sich in vielem ähnlich und doch auch wieder verschieden. Der große Pluspunkt des Meerrettichs ist auf jeden Fall, dass er bei uns gut angebaut werden kann und sein CO2-Fußabdruck damit in jedem Fall besser ausfällt als der des Ingwers, der aus Asien oder Südamerika importiert werden muss. Beide Wurzeln enthalten, wie beschrieben, verschiedene gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe und gelten als altbewährtes Heilmittel, hier hat keiner die Nase vorn. Geschmacklich heizen sie uns beide mit ihrer Schärfe ein. Hierbei aber gilt: Jeder wähle nach seinem Gusto, denn über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten.

(Fotos in Galerie: Adobe Stock)

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Ingwer und Meerrettich.
Zwei, die viel gemeinsam haben:

Sowohl der Meerrettich als auch der Ingwer sind scharf, werden als traditionelles Heilmittel eingesetzt, da sie beide eine Vielzahl an gesundheitsförderlichen Inhaltsstoffen aufweisen, beide sind seit der Antike in Mittel­europas Küchen bekannt und geschätzt, bei beiden ­handelt es sich um die „Wurzel“ der Pflanze, beide­ ­kommen ursprünglich nicht aus Europa.

Rezept: Ingwertee

Ingwer waschen und ein ca. drei bis fünf Zentimeter großes Stück abschneiden, aber nicht schälen, da viele Inhaltsstoffe direkt unter der Schale sitzen. Verwende Bio-Ingwer, dann lösen sich keine Pestizide aus der Schale. Zerteile das Stück in dünne Scheiben und koche alles mit ca. einem Liter Wasser auf. Tee 5 bis 10 Minuten ziehen lassen. Je länger der Ingwer im Wasser zieht, desto schärfer wird der Tee. Nicht mehr als einen Liter am Tag trinken. Wer will, kann den Tee noch mit Honig oder Agavendicksaft süßen auch Zitronensaft schmeckt gut.

 

Foto: ©lev dolgachov – stock.adobe.com

In der nächsten Ausgabe Food Duell:

Geht runter wie Öl! Exotische gegen heimische Öle.
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