Wie die guten Geister.

Was bitte machen Tumordokumentationsassistenten?

Die Tumordokumentationsassistentinnen am Leopoldina-Krankenhaus: v.l.n.r. vom Gynäkologischen Krebszentrum/Brustkrebszentrum: Laura Wolff, Heidi Kuhn und Oxana Folik sowie vom Darm-und Pankreaskarzinomzentrum: Carin Nikolaus und Cornelia Schmitt

Ihre Arbeit beginnt, während Patient oder Patientin gerade ­versuchen, die Diagnose und deren Folgen zu begreifen. Sie arbeiten im Verborgenen und halten doch die Fäden in der Hand, sind Bindeglied zwischen verschiedenen Partnern – hausinternen sowie externen – und Institutionen, die alle in die Behandlung eines Krebspatienten eingebunden sind. Die Rede ist von den sogenannten Tumordokumentations­assistenten.

Die Behandlung einer Krebserkrankung ist in der modernen Medizin eine fächerübergreifende Angelegenheit. Zum maximalen Nutzen des Patienten arbeiten Mediziner verschiedener Fachrichtungen interdisziplinär zusammen und erarbeiten in den wöchentlich stattfindenden Tumorkonferenzen eine Therapieempfehlung. Im Leopoldina-Krankenhaus finden diese immer mittwochs statt. An ihnen nehmen neben Ärztinnen und Ärzten der Radiologie, Strahlentherapie, Pathologie, Hämatologie/Onkologie und der Nuklearmedizin noch jeweils die Experten der Gynäkologie und der Gynäkologischen Onkologie (bei gynäkologischen Tumoren oder Brustkrebs), der Viszeralchirurgie und der Inneren Medizin (z.B. bei Darm- oder Pankreastumoren) oder der Urologie (z.B. bei Prostatakrebs) teil. 40 bis 50 Patientinnen bzw. Patienten werden so jede Woche im Leo besprochen. Damit die Experten eine valide Therapieempfehlung aussprechen können, braucht es helfende Hände, die im Hintergrund alle den Patienten betreffenden Befunde, Berichte, Zahlen und Analysen zusammentragen, digitalisieren und aufbereiten.

„Dabei sind das nicht nur hausinterne Daten, oft fordern wir auch Befunde von externen Spezialisten, wie niedergelassenen Fachärzten oder anderen Häusern, an“, erzählt Oxana Folik, Tumordokumentationsassistentin des Gynäkologischen Krebszentrums/Brustkrebszentrums am Leopoldina-­Krankenhaus. „Im Anschluss an die Tumorkonferenz dokumentieren wir die vorgeschlagenen Therapien und informieren die beteiligten Fachabteilungen und ggf. auch die externen zuweisenden Praxen. So begleiten wir die Patientinnen bzw. Patienten von der Erstdiagnose bis zur Nachsorge“, fügt Kollegin Cornelia Schmitt, vom Darmkrebs- und Pankreaskarzinomzentrum hinzu. „Ja“, stimmt Folik zu „die Nachbehandlung wird ebenfalls im System dokumentiert und abgestimmt“. Alle relevanten Daten melden sie schließlich anonymisiert auch an das Bayerische Krebsregister. Dessen Hauptaufgabe besteht in der Auswertung der übermittelten Daten und der anschließenden Rückmeldung der Ergebnisse an die Behandlungseinrichtungen.

Manchmal, so erzählen die beiden, sei es richtige Detektivarbeit, ehe man alle wichtigen Befunde beisammenhabe. Es seien oft über 20 Seiten, die dann bis zur Fallbesprechung im Tumor­dokumentationssystem digital aufbereitet zur Verfügung stehen müssen. Eine Menge Arbeit. Daher werden Schmitt und Folik von Kolleginnen unterstützt. Laura Wolff und Heidi Kuhn vervollständigen die gynäkolo­gische Tumordokumentation, während das viszeralonkologische Zentrum, welches sich auch um urologische Fälle kümmert, von Carin Nikolaus unterstützt wird.

Absolute Konzentration und ­Genauigkeit ist bei ihrer Arbeit enorm wichtig. Fehler in der Dokumentation könnten sich negativ für die Patientin bzw. den Patienten auswirken. Dieser Verantwortung sind sich alle bewusst. Außerdem sind sie gut gerüstet für ihren anspruchsvollen wichtigen Job: alle Tumordokumentationsassistentinnen im Leo haben eine Ausbildung im medizinischen Bereich durchlaufen und teilweise eine mehrwöchige ­Zusatzausbildung absolviert. Doch auch durch externe Kontrolle wird die Arbeit der Krebszentren am Leopoldina-­Krankenaus regelmäßig, d.h. jährlich, kontrolliert. Anhand der Datensätze und dokumentierten Zahlen wird überprüft, ob die Zentren die hohen Behandlungsstandards von ­zertifizierten Krebszentren der Deutschen Krebsgesellschaft einhalten. So erhielt 2005 als erstes das Brustkrebszentrum am Leopoldina seine Zertifizierung. Es folgten 2008 das Darmkrebs-, 2009 das Gynäkologische Krebs- und 2011 das Pankreas­karzinomzentrum.

Und wie geht man persönlich mit dem Schicksal der Tumorpatientinnen und -patienten um? Am Anfang mache es sehr betroffen, wenn man z.B. erkenne, dass ein Erkrankter jünger sei als man selbst, erzählen Folik und Schmitt, oder wenn man plötzlich jemanden vor sich habe, den man kenne. Man lerne aber damit umzugehen. Hilfreich sei auch, dass man ja dem Menschen selbst gar nicht gegenüberstehe, sondern nur die Akte sehe. Das lasse die nötige Distanz bewahren. Und schließlich gebe es auch immer wieder gute Nachrichten, denn die Diagnose Krebs ist heutzutage mitnichten ein Todesurteil. Die Therapiemöglichkeiten haben sich in der Tat in den letzten Jahren rasant weiterentwickelt und die Heilungschancen z.B. bei Brustkrebs sind stark gestiegen. Dazu tragen auch die verschiedenen Therapiestudien bei, an denen auch das Leopoldina mitwirkt.

Fr. Folik im Gespräch mit einem Assistenzarzt auf Station

v.l.: Andrea Bock und Susanne Töpfer, Studienassistentinnen am Gynäkologischen Krebszentrum/Brustkrebeszentrum, im Interview

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