Nicht die Haut, sondern der Darm hat die größte Kontaktfläche unseres Körpers mit der Umwelt. Millionen von Zotten, das sind blattförmige Erhebungen auf der Darminnenseite, ergeben eine Oberfläche von bis zu 500 Quadratmetern. Der Darm wird bis zu acht Meter lang, hat aber nur wenige Zentimeter im Durchmesser. Im Laufe von 75 Jahren durchlaufen etwa 30 Tonnen Nahrung und 50.000 Liter Flüssigkeit den Darm.
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Über den sogenannten Vagus-Nerv ist das Verdauungsorgan mit dem Gehirn verbunden. Von einer gleichberechtigten Kommunikation kann aber keine Rede sein, denn 80 bis 90 Prozent der Nervenfasern laufen Richtung Gehirn. Das bedeutet also, dass der Darm mehr Informationen an das Gehirn sendet als umgekehrt.
Er ist von mehr als hundert Millionen Nervenzellen umgeben – das sind mehr als im Rückenmark – die ähnlich denen im Gehirn organisiert sind. Dies ermöglicht ihm, schnell die Verdauung zu regulieren, etwa bei Unverträglichkeiten oder Giftstoffen (wie Nikotin). Auch auf Umweltreize, wie Stress oder falsche Ernährung, reagiert der Darm zum Beispiel mit Transportstörungen: Verstopfung, Blähungen oder Durchfall sind die Folgen.
Mehr als 70 Prozent der Abwehrzellen des Immunsystems sitzen in der Schleimhaut des Dickdarms. Sie wehren Krankheitserreger ab und neutralisieren Giftstoffe. Unterstützt wird die Immunabwehr von mehr als 500 Arten nützlicher Bakterien und Pilze.
Billionen von ihnen leben im Dickdarm. Das sind zehnmal mehr, als der Körper an eigenen Zellen besitzt und 1600-mal mehr Lebewesen, als derzeit Menschen auf der Erde wohnen. Sie bringen es insgesamt auf ein Gewicht von bis zu zwei Kilogramm.
Das sogenannte Glückshormon Serotonin wird zu über 90 Prozent im Darm gebildet. Es regt die Bewegungen der Darmmuskulatur an. Wieviel des im Darm gebildeten Serotonins in unser Gehirn gelangt, ist wissenschaftlich aber noch ungeklärt. Der Darm ist jedoch maßgeblich an der Steuerung unserer Emotionen beteiligt.
Etwa jede achte Krebserkrankung in Deutschland tritt im Darm auf. Häufig entwickelt sich Darmkrebs aus kleinen Schleimhautausbuchtungen, sogenannten Polypen. Rechtzeitig erkannt, können sie noch vor einer Krebsentstehung entfernt werden. Vorsorgeuntersuchungen können hier Leben retten.
Da Darmkrebs vor allem nach dem 50. Lebensjahr auftritt, werden ab diesem Alter verschiedene Vorsorgeuntersuchungen von den Krankenkassen übernommen. So kann man einen Stuhltest auf verstecktes Blut machen; Männern ab 50 und Frauen ab 55 wird auch eine Darmspiegelung empfohlen. Dies ist die zuverlässigste Methode, um krankhafte Veränderungen aufzuspüren.
„Die Koloskopie (endoskopische Untersuchung des Dickdarms) gehört zu den Standardverfahren und ist weitgehend schmerzfrei“, erklärt Prof. Kanzler, Chefarzt der Medizinischen Klinik 2 am Leopoldina-Krankenhaus.
Blut im Stuhl dauernder Durchfall, fester Stuhlgang oder sehr wechselnde Stuhlgänge unerklärter Gewichtsverlust über Wochen anhaltende Bauchschmerzen oder Schmerzen beim Stuhlgang Achtung: Es ist auch möglich, dass gar keine Symptome auftreten.
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