Die schleichende Gefahr für ältere Männer.

Die Klinik für Urologie setzt bei der Prostatakrebs-Diagnostik auf ein neuartiges Verfahren und wird Operationen demnächst mit einer zukunftsweisenden Technik durchführen.

(Text: Stefan Pfister)

Foto: ©andranik123 – stock.adobe.com

Das Prostatakarzinom zählt zu den häufigsten bösartigen Erkrankungen des älter werdenden Mannes. Nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts kommen jedes Jahr rund 70.000 Neuerkrankte in Deutschland hinzu. Bei einer Früherkennung bestehen gute Heilungschancen, sie ist das A und O beim Prostatakrebs. Allerdings nutzen nur wenige Männer die angebotenen Vorsorgeuntersuchungen der Urologen.

Sie ist klein wie eine Kastanie, doch vielen Männern bereitet die Prostata große Probleme. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, an Prostatakrebs oder einer Vergrößerung zu erkranken. Besonders gefährlich ist der schleichende Prozess, insbesondere bei einem Karzinom.

Zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr beginnt oft ein Wachstum der Vorsteherdrüse. „Das ist völlig normal und im Prinzip weniger problematisch“, erklärt Dr. med. Alexander Krebs. Seit April ist der 46-jährige neuer Chefarzt der Klinik für Urologie und Kinderurologie im Leopoldina-Krankenhaus. Zu Komplikationen kann es kommen, weil in der Mitte der Prostata die Harnröhre verläuft. Bei einer Vergrößerung kann zum Beispiel das Wasserlassen mit der Zeit schwieriger werden; meist müssen Betroffene nachts auch häufiger auf die Toilette. Diese Art der Erkrankung ist zwar gutartig und sie schreitet nur langsam voran. Trotzdem sollte man bei solchen oder ähnlichen Beschwerden einen Urologen aufsuchen, rät Dr. Krebs.

Gutartige Prostatavergrößerung: Warnzeichen ernst nehmen

Denn wenn die Blase nie ganz entleert wird, kann die Prostatavergrößerung zu einer Harnstauung und sogar zum Nierenversagen führen. Medikamentöse Therapien können helfen, den Blasenhals zu weiten und das Wasserlassen zu verbessern. Erst als nächster Schritt würde eine Verkleinerungs-OP in Erwägung gezogen.

Dabei handelt es sich um eine andere Methode als bei einem Karzinom. „Prostata-OP ist nicht gleich Prostata-OP“, betont der Facharzt für Urologie und versucht, mit einem Apfelsinen-Vergleich aufzuklären: Bei einem Tumor wird sozusagen die „ganze Apfelsine“ herausgenommen, während bei einer gutartigen Prostatavergrößerung nur das „Fruchtfleisch“ herausgehobelt wird und die Schale im Körper verbleibt“. Bei dieser Hobel-Technik (transurethrale Resektion) handelt es sich um eine minimalinvasive Therapie. In ausgewählten Fällen ist auch eine Resektion der Prostata mit einem Laser möglich. Alle endourologischen Therapien sind mit weniger Nebenwirkungen verbunden als bei der radikalen Entfernung einer krebsbefallenen Prostata (Prostatektomie).

„Männer, geht zur Vorsorge!
Das ist wichtig!“

(Appell des Urologie-Chefarztes
Dr. med. Alexander Krebs)

Zum Vergrößern klicken! Illustration: ©Adobe Stock

Bösartiges Prostatakarzinom: Symptome erst im fortgeschrittenen Zustand

Eine solche Radikal-OP kommt beim Prostatakarzinom, der zweiten Haupt­erkrankungsart der Vorsteherdrüse, häufig zur Anwendung. Die Krux dabei ist, laut Dr. med. Alexander Krebs, überhaupt auf den Tumor aufmerksam zu werden. „Eine bösartige Erkrankung zeigt im Anfangsstadium nie Symptome.“ Und wenn Schmerzen auftreten, hat der Tumor meist Metastasen ausgebildet, oftmals in Lymphknoten oder Skelett. Manchmal kann dies sogar in die Irre führen. Zum Beispiel, wenn der Patient über Rückenschmerzen klagt und zunächst an einen Bandscheiben­vorfall denkt. Dann hat der Krebs bereits gestreut und die Wirbelsäule befallen. Das eigentliche „Heilen“ sei in jenen Fällen nicht mehr möglich.

Um dieses Szenario zu vermeiden, rät der Chefarzt eindringlich zur Prostata-­Vorsorge, spätestens ab dem 45. Lebensjahr: „Männer, geht zur Vorsorge! Das ist wichtig!“ Doch nur jeder siebte Mann geht regelmäßig zum Urologen. Die Untersuchung beinhaltet die rektale Tastuntersuchung der Prostata. Das sei vielleicht etwas unangenehm, so der Mediziner. „Aber zum Zahnarzt geht man ja auch, obwohl es nicht so schön ist.“ Zusätzlich können die Bestimmung des PSA-Wertes und der Ultraschall die Trefferquote erhöhen. Ist der PSA-Wert erhöht, kann ein Karzinom vorliegen.

Je früher ein Karzinom entdeckt wird, desto größer sind die Heilungschancen. Die Klinik für Urologie bietet ihren Patienten eine umfassende und moderne Diagnostik. Seit diesem Jahr kommt ein neuartiges Verfahren zum Einsatz – die MRT-Fusionsbiopsie. Dabei werden MRT- und Ultraschallbilder der Prostata übereinandergelegt, sozusagen fusioniert. Für Dr. Krebs ein bedeutender Vorteil gegenüber der vormaligen Stanzbiopsie: Man habe damit eine höhere Treffsicherheit, wo sich die Tumore innerhalb der Prostata befinden.

Weitere Inhalte zum Artikel

Welche Therapie zum Einsatz kommt, wird individuell mit jedem Patienten besprochen. (Foto: ©M. Hanson )

Ist bei einem positiven Befund immer eine OP erforderlich?

Nicht immer. Neben der Prostatektomie sind eine Bestrahlung möglich (Klinik für Strahlentherapie und Radio­onkologie, PD Dr. med. Sweeney) oder eine Hormontherapie bei fortgeschrittenen Tumoren mit Metastasen. Welches Verfahren zum Einsatz kommt, entscheidet der Urologe gemeinsam mit dem Patienten nach einem Aufklärungsgespräch.

Eine Alternative unter bestimmten Voraussetzungen (unter anderem bei einem sehr kleinen Tumor), ist die Methode des „Aktiven Zuwartens“ („active surveillance“). Dabei werden PSA-Wert und Stanzbiopsien engmaschig kontrolliert. Erst bei einer Veränderung wird operiert oder bestrahlt. Für Betroffene im hohen Alter und eventuell mit Begleiterkrankungen ist eine weite­­­­re­ Therapie sinnvoller als eine OP: Sie können mittels Hormontherapie (verlangsamt das Krebswachstum für einige Jahre) oder mit einer langfristigen Beobachtung („watch for waiting“) besser behandelt werden.

 (Foto: ©M. Hanson )

Neuartiges OP-Robotersystem schon bald im Einsatz

Schon bald wird eine neue Technik die Ärzte in der Klinik für Urologie bei Operationen unterstützen. Bis zum Jahresende soll das roboterassistierte Da-Vinci-OP-System zum Einsatz kommen. Damit können minimalinvasive Eingriffe im urologischen (Prostata­krebs, Nierenentfernung) sowie gynäkologischen Bereich und in der Viszeralchirurgie durchgeführt werden. Der Chirurg steuert über eine Konsole den OP-Roboter mit seinen vier Armen und die Instrumente millimeter­genau. Eine zehnfache Vergrößerung des 3D-Kamerasystems stellt selbst Nerven und Gefäße genau dar. Die Maschine kann keine eigenständigen Bewegungen ausführen, sie fungiert lediglich als „verlängerter Arm des Chirurgen“.

Dr. Alexander Krebs hat bereits zu seiner Zeit in Erfurt mit der Da-Vinci-­Technik gearbeitet, besitzt die nötige Qualifikation und ist von den Vorteilen des Gerätes überzeugt: Der Operateur kann präzisere Schnitte setzen, die er mit seiner Hand nie ausführen könnte. Wobei der Chefarzt zweigleisig fahren möchte und weiterhin auf die herkömmliche, offen-chirurgische Variante setzt. „Unsere Patienten sind bislang nicht schlechter betreut. Vieles aber wird für den Operateur mit der neuen Technik einfacher. Und der Patient ist schneller wieder fit.“

Seine Klinik sieht er mit dieser Investition gut aufgestellt für die Zukunft. Langfristiges Ziel ist der Aufbau eines uroonkologischen Zentrums mit den Schwerpunkten Prostata-, Blasen- und Nierenkrebs am Leopoldina-Krankenhaus. Die Zertifizierung sei aufwändig, die Strukturen im Haus jedoch ideal, meint Dr. Krebs. Voraussichtlich im Jahr 2024 könnte es damit so weit sein.

Dr. Krebs im OP. (Foto: ©M. Hanson )

Dr. med. Alexander Krebs

Klinik für Urologie und Kinderurologie

Chefarzt:
Dr. med. Alexander Krebs

Sekretariat:
Alexandra Wolf, Mona Bauer

Telefon: 09721 720-2282
Fax: 09721 720-2248

E-Mail: [email protected]
Internet: www.leopoldina.de

Direktlink zu Klinik für Urologie und Kinderurologie

Prostata-Vorsorge im Überblick:

  • Untersuchung beim Urologen
  • ab dem 45. Lebensjahr jährliche Vorsorge empfohlen
  • bei Prostata-Erkrankungen in der Familie (zum Beispiel Vater, Onkel) schon ab 40
  • Untersuchungsmethoden:
    • rektale Tastuntersuchung,
    • Blutabnahme und Bestimmung des prostataspezifischen Antigens/PSA-Wert (keine Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung)
    • Ultraschalluntersuchung

(Quelle: Dr. med. Alexander Krebs)

Blick auf das Da-Vinci-OP-System im Einsatz. (Foto: ©2022 Intuitive Surgical Operations, Inc. )

PODCAST

Medizin & Menschen – Folge 41 – Urologie im Wandel der Zeit – Vom Steinschneider zur modernen Medizin

Dr. Alexander Krebs

Zum Podcast

So kann sich eine Prostataerkrankung bemerkbar machen (Symptome/Warn­zeichen einer gutartigen Prostataerkrankung):
  • Abgeschwächter Harnstrahl
  • Verstärkter Harndrang (nachts öfter zur Toilette)
  • Nachtröpfeln
  • Verzögerung bei Miktionsbeginn
  • Gefühl „die Blase wird nach dem Wasserlassen nicht leer“

(Quelle: Dr. med. Alexander Krebs)

PODCAST

Medizin & Menschen – Folge 43 – Männersache: Wenn die Prostata Probleme macht

Dr. Alexander Krebs

Zum Podcast

Video zum Thema “Prostata”

RE­ZEP­TE

Mehr erfahren

Rezept, das eine positive Wirkung
auf die Prostata haben kann.
Video
Contact

Ihr Feedback zählt!

Senden Sie uns gern Ihr Feedback zum Magazin oder einem bestimmten Artikel.
Wir werden uns schnellstmöglich bei Ihnen zurückmelden.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr Leopoldina-Team

Hier geht es zum Datenschutz

Senden