Ein Schlaganfall ist oft lebensbedrohlich und führt häufig zu dauerhafter Behinderung und Pflegebedürftigkeit. Die moderne Medizin eröffnet aber einige Optionen, die die Chancen des Patienten erhöhen, den Hirnschlag ohne oder mit geringen Einschränkungen zu überstehen.
Foto: ©stock.adobe.com
Das Schlaganfallteam in Aktion in der Notaufnahme.
Ben David hat Glück gehabt – und ein Team an Personen, das wie ein Uhrwerk funktioniert und im richtigen Moment das Richtige getan hat. Sonntagabend: Ben und seine Frau wollen das Wochenende gemütlich ausklingen lassen, da fällt ihm erst ein Weinglas aus der Hand, dann bemerkt seine Frau Liv, dass er undeutlich spricht und sich beim Lachen der Mund seltsam verzieht. Sie zögert nicht lange und ruft – gegen den Protest ihres Mannes – den Rettungsdienst. Wie richtig das ist, stellt sich schon während der Erstuntersuchung heraus:
Mit dieser Vorabinformation wird Ben David im Leopoldina-Krankenhaus vom Rettungsdienst in der Zentralen Notaufnahme (ZNA) angemeldet. Bei seinem Eintreffen ist das Schlaganfall-Team, bestehend aus Ärzten und Pflegekräften der Neurologischen Klinik sowie Ärzten und Radiologietechnikern (MTRA) der Neuroradiologie, schon aktiviert und die nötigen Untersuchungen zur Abklärung des Verdachtes schon vorbereitet. „Wir haben in der ZNA einen modernen Computertomographen (CT) zur Abklärung von Schlaganfall-Verdachtsfällen, das erleichtert unsere Arbeit enorm. Denn die Möglichkeit einer schnellen Bildgebung mit CT ist Grundvoraussetzung für die anschließende Therapieentscheidung“, erklärt Privatdozent Dr. med. Dominik Morhard, Chefarzt der Radiologie und Neuroradiologie im Leopoldina. „Rasches Handeln und optimale Abläufe sind erforderlich, um die Therapie schnellstmöglich durchzuführen und damit die Auswirkungen des Schlaganfalles auf den Patienten so gering wie möglich zu halten“, bestätigt auch Dr. med. Johannes Mühler, Chefarzt der Neurologischen Klinik und Leiter der Schlaganfallstation (Stroke Unit).
Zusätzlich ist das Leopoldina auch im TRANSIT-Stroke Netzwerk aktiv. Um auch außerhalb von Ballungsräumen im ländlichen nordwestbayerischen Raum eine exzellente Schlaganfallversorgung sicherzustellen, wurde 2014 das Netzwerk ins Leben gerufen. Dabei stehen die Schlaganfallexperten des Leopoldina, zusammen mit zwei weiteren Zentrumskliniken, mit ihrem Wissen kleineren Krankenhäusern telemedizinisch mit medizinischem Rat zur Verfügung und organisieren im Bedarfsfall die unverzügliche Verlegung an eine Zentrumsklinik.
Die Ursache für einen Schlaganfall ist meist eine Durchblutungsstörung im Gehirn aufgrund eines verstopften Blutgefäßes, so auch bei Ben David. Noch bevor die Diagnostik in der ZNA abgeschlossen ist, beginnen die Ärzte im Leo bei ihm mit einer medikamentösen Therapie, die das Blutgerinnsel auflösen soll. Oft kann es damit gelingen, den Blutfluss zum Gehirn rasch wiederherzustellen. Bei Ben David zeigt die weitere Diagnostik jedoch, dass eines der großen hirnversorgenden Blutgefäße verschlossen ist. Die behandelnden Ärzte entscheiden sich deshalb zur Not-OP, der sogenannten mechanischen Thrombektomie. „Damit können auch größere Blutgerinnsel, die durch die alleinige medikamentöse Therapie nicht zuverlässig aufgelöst werden können, mit einem Katheter, der über die Leistenschlagader eingeführt wird, entfernt werden“ erklärt Dr. Morhard, der das Team der Schlaganfalloperateure am Leopoldina-Krankenhaus leitet. Flankiert werden diese Notoperationen durch ein eingespieltes Team aus Fachärzten und Pflegekräften der Anästhesie.
Schlaganfall-Not-Operation im Angio-OP der Radiologie. Im Bild zu sehen ist Chefarzt PD Dr. Morhard, wie er über einen Katheter in der Leistenschlagader ein Blutgerinnsel aus der Hirnschlagader eines Schlaganfallpatienten entfernt.
Bild einer Angio-Op. Der Pfeil zeigt auf ein Blutgerinnsel, dass die mittlere Hirnschlagader verstopft.
Nach erfolgreichem Absaugen des Blutgerinnsels kommen wieder alle Äste der mittleren Hirnschlagader durchblutet im Angiographiebild zur Darstellung. Die Operation war ein Erfolg.
Die Stroke Unit umfasst eine spezielle Station und ein hochspezialisiertes, multiprofessionelles Team aus Ärzten und Pflegekräften für Patienten, die einen Schlaganfall erlitten haben. Entwickelt wurde das Konzept in den USA; seit Mitte der 1990er Jahre gibt es das auch in Deutschland, seit 1998 in Schweinfurt. Es gibt sogenannte regionale und überregionale Stroke Units, die – wie in Schweinfurt – das gesamte Spektrum der Schlaganfalltherapie anbieten können. Das Konzept der Stroke Units beinhaltet, dass sich ein interdisziplinäres Team um die Versorgung des Patienten kümmert, angefangen bei der notfallmäßigen Diagnostik, der Akuttherapie bis hin zur frühen Rehabilitation. Diese intensive Betreuung und Überwachung erhöht die Chance, dass der Patient den Hirnschlag ohne Folgeschäden überlebt.
Auf der Stroke Unit werden die Patienten engmaschig überwacht.
Nach dem erfolgreichen Eingriff wird Ben David erst auf der neurologischen Intensivstation und im Verlauf dann auf der Stroke Unit weiter engmaschig überwacht. Außerdem beginnt bereits auf der Station die Frühmobilisation. Dazu steht ein geschultes Team aus Pflegekräften, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Logopäden zur Verfügung. Zusammen mit seiner Familie wird eine an den stationären Aufenthalt anschließende Reha-Maßnahme organisiert. „Auch bei der weiteren Betreuung nach der Entlassung erproben wir neue Wege“, erklärt Dr. Mühler. Die Neurologische Klinik am Leopoldina hat sich dazu im Projekt SANO engagiert, einem vom Innovations-Fond des Gemeinsamen Bundesausschuss geförderten Nachsorgeprogramms nach Schlaganfall.
Durch gezielte Nachsorge in Zusammenarbeit aller an der Behandlung Beteiligten (vom Krankenhaus über den Logopäden bis zum Hausarzt) soll das Risiko von Komplikationen und / oder einem erneuten Schlaganfall minimiert werden. Wie gesagt: Ben David hat Glück gehabt – und ein Team an Personen, das wie ein Uhrwerk funktioniert und im entscheidenden Moment das Richtige getan hat – und so kann er an einem Sonntagabend, ein Jahr später, mit seiner Frau das Wochenende gesund und entspannt ausklingen lassen.
Die Symptome sind in aller Regel schmerzlos!
Zögern Sie nicht, wenn Sie bei sich oder anderen Symptome wahrnehmen, wählen Sie unverzüglich die 112.
Dr. med. Johannes Mühler | Foto: vm.photodesign
Chefarzt:
Dr. med. Johannes Mühler
Sekretariat:
Sophie Höchner, Evelyn Kutovenko
Telefon: 09721 720-2153
Fax: 09721 720-2985
E-Mail: [email protected]
Internet: www.leopoldina.de
PD Dr. med. Dominik Morhard | Foto: vm.photodesign
Chefarzt:
PD Dr. med. Dominik Morhard
Sekretariat:
Karin Miodek
Telefon: 09721 720-3212
Fax: 09721 720-2947
E-Mail: [email protected]
Internet: www.leopoldina.de
Ihr Feedback zählt!
Senden Sie uns gern Ihr Feedback zum Magazin oder einem bestimmten Artikel.
Wir werden uns schnellstmöglich bei Ihnen zurückmelden.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Leopoldina-Team