Wenn das Herz aus dem Takt gerät, ist das immer bedenklich. Mitunter kann es sogar lebensgefährlich werden. Einer der häufigsten Herzrhythmusstörungen, dem Vorhofflimmern, geht Medizin&Menschen genauer auf den Grund.
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Die Herzmuskelzellen können sich rhythmisch zusammenziehen. Dafür sorgt ein elektrisches Leitungssystem. Der sogenannte Sinusknoten, der in der Wand des rechten Vorhofes liegt, gibt dabei den Impuls vor. Spezielle Leitungsbahnen leiten die elektrischen Signale zu den Muskelzellen in Vorhöfen und Kammern und geben so den Takt für den Herzschlag vor. Bei einem gesunden Herzen unterstützen die Vorhöfe die Herzkammern dabei, sich mit Blut zu füllen. Ist die Ausbreitung der elektrischen Impulse in den Vorhöfen gestört und geschieht unregelmäßig, „zittern“ sie unkontrolliert und ihre unterstützende Wirkung fällt aus. Man spricht von einem Vorhofflimmern. Die Herzkammern pumpen zwar weiter Blut in den Körper, allerdings weniger und unregelmäßig. Oft erhöht sich auch der Herzschlag dadurch. Vorhofflimmern ist zwar nicht unmittelbar lebensbedrohlich, sollte aber dennoch behandelt werden, insbesondere da es das Risiko für Schlaganfälle erhöht.
Tagein tagaus schlägt unser Herz. Es beginnt damit schon vor unserer Geburt. Im Durchschnitt kommt es so auf drei Milliarden Schläge. Eine beachtliche Leistung. Solange das Organ seinen Dienst anstandslos verrichtet, schenken wir ihm meist keine große Beachtung. Dies ändert sich schlagartig, wenn sich gesundheitliche Beschwerden einstellen, die auf ein erkranktes Herz zurückzuführen sind. Die am häufigsten auftretenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind neben der Koronaren Herzerkrankung, Herzinsuffizienz, Bluthochdruck und Herzmuskelentzündungen die Herzrhythmusstörungen, auch als Arrhythmien bezeichnet.
Kommt es zu Störungen der Herzelektrik, kann dies entweder zu einem zu langsamem (Bradykardie) oder zu schnellem Herzschlag (Tachykardie) führen. Außerdem gibt es lebensbedrohliche und nicht unmittelbar lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen. Wie erwähnt, gehört das Vorhofflimmern zu den nicht unmittelbar lebensbedrohlichen. Dennoch ist eine Behandlung unbedingt vonnöten. Die meisten Betroffenen können dann ein normales Leben weiterführen.
Prof. Dr. med. Karl Mischke, Kardiologe und Chefarzt der Medizinischen Klinik 1 erklärt: „Der Entstehungsmechanismus ist vielschichtig. Häufig aber kommt es zu Störimpulsen aus den Lungenvenen. Dazu kommen oft auch Veränderungen der Vorhofmuskulatur, die für kleinste kreisende Erregungen in der Vorkammer verantwortlich sind. Beide Mechanismen führen dazu, dass an vielen Stellen des Vorhofes gleichzeitig kurze versetzte elektrische Impulse entstehen, die sich gegenseitig beeinflussen. Die Folge ist das Flimmern des Vorhofes statt eines regelhaften Zusammenziehens. Dies führt dann zu einem unregelmäßigen Herzschlag.“ Die große Gefahr des Vorhofflimmerns ist, dass sich Blutgerinnsel in der Vorkammer bilden. Sollte sich ein solches Blutgerinnsel aus dem Herzen lösen, kann es an anderer Stelle, im schlimmsten Falle im Gehirn, ein Blutgefäß verstopfen und so zu einem Schlaganfall führen.
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Das Herz pumpt kontinuierlich Blut durch den Körper und versorgt damit Organe und Gewebe mit lebensnotwendigem Sauerstoff und Nährstoffen. Es schlägt bei einem gesunden Erwachsenen ca. 60 bis 80 Mal in der Minute. Bei körperlicher Anstrengung und damit erhöhtem Sauerstoffbedarf schlägt es schneller und transportiert damit mehr sauerstoffreiches Blut in kürzerer Zeit zu den Organen. Dabei wiegt es selbst nur ca. 300 Gramm.
Damit es nicht soweit kommt, ist bei den meisten Patienten eine Blutverdünnung vonnöten, um das Schlaganfallrisiko zur reduzieren. Zudem sollte das Flimmern beseitigt oder reduziert werden. Zur Behandlung stehen verschiedene Optionen zur Verfügung. Zunächst muss eine eventuell bestehende kardiologische Grunderkrankung konsequent behandelt werden. Mit der medikamentösen Einstellung des Blutdruckes zum Beispiel ist schon viel gewonnen. Mit Medikamenten kann außerdem oft Puls und Herzschlag normalisiert werden. Sie helfen auch etwaige Symptome und Beschwerden zu minimieren. „Ist eine medikamentöse Therapie nicht erwünscht oder nicht ausreichend, kann hier im Krankenhaus mittels einer Verödung (Ablation) eine Behandlung erfolgen“, erklärt Prof. Mischke. Die Ablation wird im Herzkatheterlabor in örtlicher Betäubung durchgeführt. Es werden dabei über die Blutgefäße in der Leiste feine elektrische Sonden ins Herz eingebracht. Damit kann dann die „Herzelektrik“ überprüft werden und gegebenenfalls der Mechanismus beziehungsweise der Ursprung der Rhythmusstörung genau lokalisiert werden.
Bei Vorhofflimmern erfolgt in der Regel eine elektrische Isolation der Einmündung der Lungenvenen in die linke Vorkammer. Dies kann etwa mittels Kälte oder Strom durchgeführt werden. Bei Ablation mittels Kälte wird ein Kälteballon verwendet. Bei Ablation mit Strom wird zunächst eine dreidimensionale Karte der Vorkammer erstellt, ehe mit einem speziellen Katheter, dessen Spitze durch Radiofrequenzstrom erwärmt wird, verödet wird.
Prof. Dr. med. Karl Mischke im Interview
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