Der Geschmackssinn wird auch gustatorische Wahrnehmung genannt. Und obwohl das etwas kompliziert klingt, ist der Geschmack, im Vergleich zu unseren anderen Sinnen, eher einfach aufgebaut. Damit er richtig funktioniert, braucht er sogar Hilfe vom Geruchssinn. Versuch doch mal unser Experiment, du wirst staunen.
Das Sinnesorgan, das zuerst mit dem Geschmack verbunden wird, ist die Zunge. Sie ist sehr vielseitig, denn neben dem Schmecken hilft sie uns auch noch beim Sprechen. Auf ihr befinden sich Geschmackssensoren. Diese Papillen sind Erhebungen. Sie bestehen aus 5-10 Geschmacksknospen, die so heißen, weil sie wie Blütenknospen aussehen. Diese bestehen wiederum aus mehreren Sinneszellen. Moleküle (chemische Verbindungen) aus der Nahrung treffen auf die Geschmacksknospen, docken dort an den für sie passenden Stellen, den Rezeptoren, an und die stimulierte Sinneszelle schickt ein Signal ans Gehirn. Wir können fünf verschiedene Geschmacksrichtungen wahrnehmen: süß, sauer, salzig, bitter und umami (von jap. umai, schmackhaft), auch als „herzhaft“ bezeichnet.
Unzählige Signale werden im Gehirn interpretiert und schaffen das Geschmackserlebnis, zum Beispiel den typischen Tomatengeschmack. Scharf ist übrigens keine Geschmacksrichtung. Es wird nicht durch die Geschmacksknospen wahrgenommen, sondern von Nervenzellen, die uns normalerweise Hitze oder Schmerz melden.
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Dass Geschmack nicht gleich Geschmack ist, wissen wir. Was dem einen schmeckt, das mag der andere überhaupt nicht. Besonders Kleinkinder sind sehr wählerisch. Meist zeigen sie eine Abneigung gegen Saures oder Bitteres. Dies soll sie schützen. Die sauren Geschmacksstoffe könnten auf verdorbene oder unreife Lebensmittel hindeuten, Bitterstoffe hingegen auf Giftstoffe. Hinzu kommt, dass Kinder noch wesentlich mehr Geschmackssinneszellen besitzen als Erwachsene. Ein Baby kommt mit 10.000 Geschmacksknospen auf die Welt, ein 40-jähriger Erwachsener hat davon nur noch die Hälfte. Auch dies unterstützt die Schutzfunktion. Ein Kind, das noch nicht weiß, was es essen kann und darf, meidet einfach aufgrund des unangenehmen Geschmacks bestimmte – vielleicht gefährliche – Lebensmittel.
Die Signale, die die Geschmacksknospen an das Gehirn weiterleiten, transportieren aber noch weitere Informationen, die unser Hirn deutet. Die Information zur Beschaffenheit der Nahrung lässt zum Beispiel unser Gehirn mehr oder weniger Speichel produzieren, um die Verdauung zu unterstützen. Auch dem Rest des Verdauungssystems werden „Nachrichten“ geschickt. Der Magen soll Magensaft produzieren, da sich bereits Nahrung im Mund befindet. Bei fettigem Essen regt das Gehirn die Galle an, mehr Gallensaft herzustellen. Manchmal schickt unser Gehirn diese Informationen sogar schon los, wenn die Information nur über den Seh- oder Geruchssinn kommt. Riechen wir ein leckeres Essen, läuft uns das Wasser (Speichel) im Mund schon zusammen, noch ehe der Geschmackssinn auf den Plan tritt.
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