Über den Tastsinn wissen wir von allen fünf Sinnen am wenigsten, dabei ist das Organ, mit dem wir diesen Sinn wahrnehmen, das größte, das der Mensch besitzt: die Haut. Bei einem Erwachsenen ist sie ungefähr zwei Quadratmeter groß und wiegt bis zu zehn Kilogramm. Sie lässt sich in drei Bereiche aufteilen: die Oberhaut, auch Epidermis genannt, die Lederhaut (Dermis) und die Unterhaut (Subcutis). Sie umgibt unseren ganzen Körper und fungiert so auch als Schutz vor Umwelteinflüssen wie Hitze, Kälte, Keimen und Schmutz. Außerdem hilft sie, unsere Körpertemperatur konstant zu halten, denn in ihr befinden sich die Schweißdrüsen, die – sobald der Körper zu überhitzen droht – anspringen und kühlenden Schweiß produzieren. Sie sind in der Lederhaut angesiedelt, ebenso wie die Talgdrüsen, die Haarwurzeln, die Nervenenden und einige Blutgefäße. In der untersten Schicht, der Subcutis, liegen weiter Blutgefäße, die Nerven und die Fettzellen. In allen drei Hautschichten jedoch befinden sich die verschiedenen Sinneszellen (zum Beispiel Wärme- und Kältezellen und Tastkörperchen), die zusammen mit den Nervenenden, welche ebenfalls auf Wärme, Kälte, Berührung und Druck sowie Schmerz reagieren, unser Gehirn mit Informationen versorgen.
Dem Tastsinn werden drei Sinnesqualitäten zugeordnet: Druck, Berührung und Vibration. In der Haut des Menschen befinden sich etwa 640.000 Tastpunkte. Nicht an jeder Stelle der Haut sind gleich viele Rezeptoren, die meisten davon sitzen in unseren Fingerspitzen, der Handinnenfläche, den Fußsohlen, den Lippen und der Zunge.
All diese speziellen Rezeptoren nehmen die Reize aus der Umwelt auf und leiten sie als elektrische Impulse an das Gehirn weiter, das aus diesen Informationen seine Schlüsse über die Umgebung zieht. Jeder Pieks, jede Berührung, jeder Windhauch und jede Temperaturschwankung wird auf diese Weise registriert und interpretiert.
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Schon im Mutterleib beginnt ein Baby Berührungen wahrzunehmen. Daher ist der Tastsinn relativ gut entwickelt, wenn der kleine Mensch das Licht der Welt erblickt, verfeinert sich aber im Laufe der Zeit. Und auch die Interpretation der Reize im Gehirn muss sich noch weiterentwickeln. Für Babys sind Berührungen sehr wichtig; die Reize auf der Haut fördern die Hirnentwicklung und die Ausschüttung von Wachstumshormonen.
Liebevolles Berühren kann sogar die Überlebenschance von Frühgeborenen erhöhen. Deshalb werden diese Kleinen gerne mit direktem Hautkontakt auf die Brust ihrer Eltern gelegt.
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Dabei muss unser Gehirn immer auch die Entscheidung treffen, welche Information gerade wichtig für uns ist, sonst würden wir von Reizen völlig überflutet.
Alltägliche „lebensunwichtige“ Reize werden aus unserem Bewusstsein ausgeblendet. So der immer gleiche Reiz, den unsere Kleidung auf der Haut auslöst. Dieser wird bald nicht mehr aktiv wahrgenommen, das Steinchen im Schuh hingegen schon. Unterstützt wird das Gehirn dabei durch die Sinneszellen selbst. Einige von ihnen „gewöhnen“ sich an einen konstanten Reiz und hören auf, Informationen weiterzuleiten, während andere – wie die Schmerzrezeptoren – andauernd Signale weiterleiten. Sie unterscheiden sich in der sogenannten Adaptionszeit. Schnell adaptierende Rezeptoren melden den Reiz nur, wenn er beginnt, aufhört oder sich ändert. Bleibt er konstant, schalten sie sich ab. Blinde, deren Tastsinn besonders gut ausgeprägt ist, können so mithilfe ihrer Fingerspitzen die sogenannte Blindenschrift lesen, die aus vielen kleinen Erhebungen auf dem Papier besteht.
Nein, Schlangen, die immer wieder komplett aus ihrer Haut schlüpfen, sind wir nicht. Aber auch unsere Haut erneuert sich, nur nicht in einem Stück. Etwa 27 Tage braucht es, bis sich die oberste Zellschicht unserer gesamten Körperoberfläche einmal ausgetauscht hat.
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