X

Der Geruchssinn: „Das kann ich doch nicht riechen!“

Heute geht es um unseren Geruchssinn, den man auch „olfaktorische Wahrnehmung“ nennt. Er ist einer der fünf Sinne des Menschen, die da wären: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten (mehr über die vier anderen erfährst du im Laufe der nächsten Ausgaben). Manchmal werden auch noch der Gleichgewichtssinn, der Temperatursinn und die Körperempfindung dazugezählt.

Erst einmal wollen wir dir erklären, wie das mit dem Riechen funktioniert: Mit jedem Atemzug strömt Luft durch unsere Nase, und sogar beim Essen gelangen Aromen aus der Nahrung vom Mund über den Rachen bis in die Nase. Dort sitzen Millionen von Riechzellen in der Riechschleimhaut, die ungefähr so groß ist wie eine Ein-Euro-Münze. Am Ende der Riechzellen sitzen feine Härchen mit Rezeptoren, an denen die vorbeiströmenden Duftstoffe andocken. Der Mensch hat gut zehn Millionen dieser Rezeptoren. Sie sind jedoch nicht alle gleich. Es gibt etwa 380 verschiedene Geruchsrezeptoren, die alle unterschiedliche Duftkomponenten registrieren. Der Duft einer Rose zum Beispiel besteht aus 500 verschiedenen Bestandteilen!

Foto: ©Anatoliy Karlyuk – stock.adobe.com

Wird eine Riechzelle gereizt, sendet sie einen elektrischen Impuls an das Gehirn. Dort gibt es ein eigenes Riechzentrum, in dem die unterschiedlichen Geruchsimpulse verarbeitet werden. Das Gehirn weiß dann, dass da ein bestimmter Duft angekommen ist. Vom Einatmen bis zum Erkennen eines Duftes brauchen wir nur 0,2 Sekunden. Der Mensch kann 10.000 verschiedene ­Gerüche wahrnehmen! Angenehme Düfte lösen sogar ein Wohlbefinden bei uns aus. Denn das Riechzentrum ist eng mit dem Gehirnbereich verbunden, der für unsere Gefühle zuständig ist.

Die Nase hilft uns also dabei, gute Gerüche von schlechten zu unterscheiden. Damit schützt sie unseren Organismus übrigens auch vor schädlichen Einflüssen. Was schlecht riecht, wie zum Beispiel verdorbener Fisch, ist auch meist schlecht für den Körper. Richtig schlimme Gerüche können sogar Brechreiz verursachen. Auch andere wichtige Schutzreflexe wie das Niesen und Luftanhalten werden durch Riechempfindungen ausgelöst und verhindern, dass wir schädliche Stoffe aufnehmen.

Weiterlesen
Der Hund:

Der Mensch besitzt zwischen fünf und zehn Millionen Riechzellen, der Hund 350–400 Millionen! Außerdem atmet der Hund viel schneller, er lässt also pro Minute mehr Duftmoleküle an seinen Riechzellen vorbei strömen. Während der Mensch auf ca. 15 Atemzüge pro Minute kommt, sind es beim Hund 300. Letzter Trumpf des Hundes: Er kann herausfinden, aus welcher Richtung ein Duft kommt (das nutzt er zum Beispiel, wenn er einen Menschen sucht). Denn ein Hund kann stereo-riechen, also räumlich. Er erkennt die Richtung, aus der ein Duft kommt und zwar daran, ob er den Geruch erst mit seinem rechten oder seinem linken Nasenloch wahrnimmt.

Die Ratte:

Der Mensch hat 380 verschiedene Geruchsrezeptoren, der Hund 900… die Ratte sogar über 1.200. Auch sie kann, wie der Hund, stereo-riechen. Geruchstechnisch sind Ratten also ziemlich schlaue Tiere.

Der Hai:

Der Hai ist dank seiner Nase ein perfekter Jäger: Er riecht Blut in einer Verdünnung von eins zu zehn Milliarden. Zu dieser unglaublichen Leistung sind Haie fähig, weil ihr Riechzentrum zwei Drittel ihres Gehirns ausmacht.

Foto: Adobe Stock

Das Riechen beeinflusst auch das Schmecken. Wissenschaftler gehen davon aus, dass 90 Prozent des Geschmacks über den Geruch ermittelt werden. Versuch doch mal Folgendes:

Verbinde einem Freund oder einer Freundin die Augen und lass sie in einen Apfel beißen. Gleichzeitig hältst du ihm oder ihr etwas scharf oder streng riechendes unter die Nase, zum Beispiel eine Zwiebel. Und? Kann die Testperson immer noch erraten, was sie isst? Sie wird Schwierigkeiten haben. Doch vielleicht gelingt es ihr – weil sie weiß, wie sich ein Apfel im Mund anfühlt. Der Tastsinn übermittelt dem Gehirn noch Informationen, während der Sehsinn ausgeschaltet ist und der Geruchssinn vom Zwiebelduft völlig verwirrt wird. Das zeigt: Alle unsere Sinne sind über das Gehirn miteinander verknüpft und tauschen sich aus. Nur so gelingt uns eine Einschätzung unserer Umwelt. Werden Sinne ausgeschaltet oder verwirrt, können die anderen dies bis zu einem gewissen Grad ausgleichen. Es kann aber auch zu einer ganz falschen Schlussfolgerung unseres Gehirns kommen.

Video
Contact

Ihr Feedback zählt!

Senden Sie uns gern Ihr Feedback zum Magazin oder einem bestimmten Artikel.
Wir werden uns schnellstmöglich bei Ihnen zurückmelden.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr Leopoldina-Team

Hier geht es zum Datenschutz

Senden