Ich schnarche doch nur, das kann nicht so schlimm sein. So denken viele. Richtig ist, grundsätzlich ist reines Schnarchen kein Grund zur Sorge. Manchmal jedoch ist es wichtig, sich medizinisch behandeln zu lassen.
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Das reine Schnarchen an sich ist zwar lästig, vor allem für den Bettpartner, aber ohne Krankheitswert. Abzugrenzen ist es vom obstruktiven Schnarchen (Schlafapnoe): Hierbei kommt es zusätzlich zu einer Einengung bis hin zur vollständigen Verlegung der oberen Atemwege, so dass der Sauerstoffgehalt im Blut sinkt. Nach einiger Zeit bemerkt das Gehirn den Mangel und reagiert mit einer Weckreaktion – verbunden mit einem lauten Schnarchen.
Die Betroffenen leiden unter Tagesschläfrigkeit bis hin zum ungewollten Einnicken, Konzentrationsproblemen und Stimmungsschwankungen, langfristig besteht ein erhöhtes Risiko für Bluthochdruck, Herzinfarkt oder Schlaganfall. Selbst auf sozialer Ebene können Beeinträchtigungen auftreten, wenn z. B. die Beziehung unter dem Problem leidet. Es ist daher nicht selten, dass Patienten, mit dem ebenfalls betroffenen Partner, einen Arzt aufsuchen und sich Linderung erhoffen.
Dr. Köping bei einer flexibel-endoskopischen Untersuchung.
„Die Ursachen für Schnarchen können vielfältig sein“, erklärt Dr. Maria Köping, HNO-Ärztin im MVZ Leopoldina. „Zu den häufigsten anatomischen zählen vergrößerte Zunge, Mandeln oder enge Verhältnisse in der Nase, aber auch Übergewicht. Weitere Risikofaktoren sind Alkoholkonsum, Rauchen und bestimmte Medikamente. Auch das Alter spielt eine Rolle, da die Elastizität des Gewebes im Rachenbereich mit zunehmendem Alter abnimmt.“
Um den Schnarchgeräuschen auf den Grund zu gehen, so Dr. Köping weiter, werde zunächst eine ausführliche Anamnese durchgeführt. Der Arzt wird Fragen zum Schlafverhalten und zur Tagessymptomatik stellen und nach möglichen schlafbeeinträchtigenden Faktoren fragen. Dabei ist es meist hilfreich, wenn – neben dem Patienten – auch noch ein Partner Auskunft geben kann. Es folgt eine körperliche Untersuchung von Hals, Nase und Mundhöhle, um anatomische Veränderungen oder Blockaden zu identifizieren. Das Mittel der Wahl ist hier eine flexibel-endoskopische Untersuchung: „Der Arzt nutzt dazu ein dünnes, flexibles Endoskop, um die Nasenwege und den Rachenbereich genauer zu untersuchen“, erklärt die HNO-Ärztin. Im Anschluss erhält der Patient ein sogenanntes Polygraphiegerät, welches während des Schlafes wichtige Körperfunktionen aufzeichnet. Sollte hierbei eine höhergradige Verlegung der Atemwege mit Sauerstoffabfall zu sehen sein, ist die weitere Abklärung in einem Schlaflabor sinnvoll.
„Schlafapnoe geht oft mit Schnarchen einher“, weiß Dr. Köping. Oft berichten auch Angehörige von den beängstigenden Atemaussetzern. Bei der Schlafapnoe kommt es zu wiederholten Atemaussetzern während des Schlafes. Diese Atempausen können mehrere Sekunden bis zu einer Minute dauern und werden oft von einem Erstickungsgefühl begleitet. Der Körper wird nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt. „Es gibt verschiedene Arten von Schlafapnoe, aber die häufigste Form ist die obstruktive Schlafapnoe, bei der die Atemwege während des Schlafs blockiert oder verengt sind“, erklärt die Ärztin. Die Erkrankung sollte ernst genommen und eine angemessene Therapie eingeleitet werden.
Schnarchen und obstruktive Schlafapnoe (Anklicken zum Vergrößern!) Illustration: ©Foto: ©stock.adobe.com
Die Polygraphie ist eine diagnostische Methode, die zur Untersuchung von Schlafstörungen verwendet wird. Dabei werden verschiedene physiologische Parameter wie Atemfrequenz und -exkursion, Herzfrequenz, Sauerstoffsättigung im Blut und Körperlage des Patienten während des Schlafs aufgezeichnet. Die Daten werden analysiert, um nächtliche Atmungsstörungen zu identifizieren.
Dabei, so erklärt die Expertin, reichen die Behandlungsmöglichkeiten je nach Schweregrad von Lebensstiländerungen über die Verwendung von Atemtherapiegeräten wie dem CPAP, das die Atemwege offenhält, bis hin zu operativen Eingriffen. Die individuelle Behandlung wird von Fall zu Fall mit den Betroffenen besprochen. Was bei einer Person funktioniert, muss bei einer anderen nicht unbedingt wirksam sein. Viele Behandlungsoptionen werden auch bei primärem Schnarchen empfohlen. Eine Gewichtsreduktion sowie der Verzicht auf Alkohol und Beruhigungsmittel können rasch zu einer Verbesserung der Symptomatik führen. Eine Reduzierung des Gewichts nämlich führt dazu, dass das Gewebe im Hals- und Rachenbereich weniger zusammengedrückt wird. Da Alkohol und Beruhigungsmittel eine entspannende Wirkung auf die Muskulatur haben, einschließlich der Zunge und des Gaumens, können sich so die Atemwege verengen und ein Schnarchen verstärkt werden. Ein Verzicht bringt hier schnell Abhilfe. In anderen Fällen kann das Anpassen einer Anti-Schnarchschiene durch den Zahnarzt helfen. Bei in Rückenlage dominanter Schlafapnoe kann eine so genannte Rückenlageverhinderungsweste sinnvoll sein.
Dr. Köping bei einer flexibel-endoskopischen Untersuchung.
In einigen Fällen kann auch eine Operation erwogen werden, um die zugrundeliegenden anatomischen Probleme zu beheben. Dies kann die Entfernung von vergrößerten Mandeln, die Korrektur von Nasenscheidewandabweichungen oder andere Verfahren umfassen, um die Atemwege zu erweitern. „Mit den richtigen Maßnahmen und der geeigneten Behandlung können sowohl die schnarchende Person als auch ihr Partner eine bessere Schlafqualität und eine erholsamere Nachtruhe erreichen“, fasst Dr. Köping zusammen.
Nasale Endoskopie (Anklicken zum Vergrößern!) Illustration: ©Foto: ©stock.adobe.com
Ein CPAP steht für „Continuous Positive Airway Pressure“, das Gerät wird zur Behandlung von Schlafapnoe eingesetzt. Es erzeugt einen konstanten Luftstrom, der über eine Maske in die Atemwege geleitet wird. Dieser Druck hält die Atemwege während des Schlafs offen, um Atemaussetzer zu verhindern und eine verbesserte Sauerstoffversorgung zu gewährleisten.
Frau Dr. Köping bespricht mit Ihren Patientinnen und Patienten die Befunde genau, um die individuell beste Therapie zu finden.
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Dr. med. Maria Köping
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