Am Puls der Zeit.

Der leidenschaftliche Notfallmediziner Dr. Benedikt Stubner ist seit Oktober 2023 neuer Chefarzt der Zentralen Notaufnahme (ZNA) im Leopoldina-­Krankenhaus. Medizin&Menschen hat mit ihm gesprochen.

Foto: Anand Anders

ZNA in Zahlen
  • Im Jahr 2022 kamen 29.561 Patienten in die Notaufnahme des Leo, im Jahr 2023 31.991.
  • Das entspricht einer Steigerung um 8,2 %
  • und einer durchschnittlichen Patientenzahl pro Tag von 100-120 Patienten unter der Woche und 70-90 Patienten an Wochenenden/Feiertagen.
  • Knapp 60 % davon werden ambulant versorgt und gehen anschließend nach Hause.
  • 2023 wurden 38 % (2022 45 %) stationär auf die bettenführenden Stationen des Leo aufgenommen.

M&M: Was fasziniert Sie an der Arbeit in der ZNA?

Dr. Stubner: Ich bin gerne gefordert und neugierig. Das lässt sich in der ZNA bestens verbinden. Jeder Tag dort ist anders, sehr dynamisch und ich sehe eine große Bandbreite an Krankheitsbildern von chronisch bis akut. Jeder Patient hält für mich – bildlich besprochen – eine große „Wundertüte“ bereit. Das fasziniert mich.

M&M: Ab wann war für Sie klar, dass Sie Ihre Zukunft in der Notfallmedizin sehen?

Dr. Stubner: Der Unfalltod meines Großvaters hat mich zum Medizinstudium gebracht, vielleicht war aber damit auch schon der Weg zur Notfallmedizin geebnet. Hier im Leo habe ich in der Anästhesie begonnen, doch dann war in der ZNA irgendwann die Oberarztstelle vakant und ich habe zugegriffen. Außerdem bin ich seit März 2017 als Notarzt in Schweinfurt und Haßfurt, seit August 2021 sogar als einer der Leitenden Notärzte (LNA’s) in Schweinfurt und seit April 2023 zusätzlich auf einem Rettungshubschrauber tätig. Ja, man kann schon sagen, dass ich Feuer und Flamme für die Notfallmedizin bin. Seit Januar 2024 führe ich auch die Zusatzbezeichnung „klinische Akut- und Nofallmedizin“.

M&M: Das klingt nach großem Engagement. Wie schaffen Sie das alles?

Dr. Stubner (lacht): Da muss man gut strukturiert sein, das stimmt. Im Leo konzentriere ich mich auf die Weiterentwicklung der ZNA, die präklinische Rettung mache ich in der Freizeit. Man kann schon sagen, dass ich ziemlich viel „Notfall“ im Leben habe. Dafür braucht man den richtigen Partner. Meine Frau unterstützt mein Engagement zum Glück.

M&M: Sie arbeiten ja schon länger in der ZNA. Wie hat sich Ihr Arbeitsalltag verändert seit Sie Chefarzt sind?

Dr. Stubner: Die größte Veränderung ist mein Büro. Ich arbeite auch weiterhin viel in der aktiven Patientenversorgung mit, allerdings sind schon ein paar Back-Office-Aufgaben dazugekommen. Das bietet aber auch Vorteile: Schon als Oberarzt habe ich einige Änderungen angestoßen, vor ­allem zur Verbesserung von Workflows, aber jetzt ist es natürlich einfacher.


„In der ZNA wird es nie langweilig.“ Foto: Heiko Becker 

M&M: Welche Rolle spielt die Digitalisierung in der modernen ZNA und ihren Abläufen?

Dr. Stubner: Eine große. Wir arbeiten mittlerweile annähernd papierlos, nur die Aufklärungsbögen müssen wir ­drucken, da die Unterschrift der Patienten gebraucht wird. Mit der Software NIDA und IVENA verbessern wir die administrative Aufnahme und die ­Bettenkapazitätsplanung, das macht uns schneller und spart Ressourcen.

M&M: Im Wesen einer ZNA liegt es, dass man schlecht planen kann. Wie gehen Sie mit dieser Herausforderung um?

Dr. Stubner: Wichtig ist es einen kühlen Kopf zu bewahren und als Team zusammenzuarbeiten. Flache Hierarchien helfen da und dass jeder weiß, was zu tun ist. Wir halten dafür gemeinsame Übungen ab. Unser „daily struggle“ ist, dass der richtige Patient zur richtigen Zeit die richtige Therapie erhält.

M&M: Das bedeutet?

Dr. Stubner: Das bedeutet, dass wir anders arbeiten als Kliniken oder Arztpraxen. Die Patienten, die zu uns kommen, sind nicht angemeldet. Wie viele es wann sind, ist also nicht planbar und auch wie schwer sie jeweils erkrankt sind, muss erstmal eingeschätzt werden, um sie dann richtig behandeln zu können. Wichtig ist zunächst, dass rasch echte Notfälle, also lebensbedrohlich erkrankte Patienten, erkannt werden. Grundsätzlich erfolgt bei allen Patienten eine strukturierte Ersteinschätzung, um den Schweregrad ihrer Erkrankung zu erkennen. Die Behandlungsreihenfolge richtet sich dann nach medizinischer Dringlichkeit. Das bedeutet für nicht so schwer erkrankte Patienten dadurch leider auch oft eine längere Wartezeit. Nicht immer verstehen die Patienten das, es ist aber nicht vermeidbar, um unserem Auftrag gerecht zu werden.


Wenn irgend möglich packt Chefarzt Stubner selbst mit an. Foto: Heiko Becker 

Wann in die Notaufnahme?
  • starke Atemnot
  • Schmerzen in der Brust
  • starke (Bauch-)Schmerzen
  • plötzlich auftretende Lähmungen, Seh- und/ oder Sprachstörungen
  • plötzliche Komplikationen während einer Schwangerschaft
  • Verbrennung, Vergiftung, allergischer Schock, Hitzschlag, Stromschlag
  • starke Blutungen, große Mengen Blut im Stuhl oder Blutbrechen
  • Knochenbrüche oder Verdacht auf innere Verletzungen
  • anhaltende Krämpfe
  • eingeschränktes Bewusstsein oder Bewusstlosigkeit,
    ausgeprägte Kreislaufprobleme
  • Suizidversuche

 

Für leichte Symptome oder Beschwerden, die weniger rasch auftreten, kann bei Unsicherheit, die 116 117 kontaktiert werden. Dort erhalten Patienten rund um die Uhr eine professionelle individuelle Einschätzung, ob eine Vorstellung in der Notaufnahme erfolgen sollte oder ob eine Versorgung durch Hausärzte bzw. kassenärztliche Bereitschaftsärzte ausreichend erscheint.

Foto: Heiko Becker 

PODCAST

Medizin & Menschen – Folge 57 – Strukturiertes Handeln erforderlich – die ZNA im Leopoldina

Dr. med. Benedikt Stubner

Zum Podcast

Die Zentrale Notaufnahme (ZNA):

Fragen an Dr. med. Benedikt Stubner

Dr. med. Benedikt Stubner Foto: ©Foto: fotografiewerk.de (Andre Gibson)

Zentrale Notaufnahme

Chefarzt:
Dr. med. Benedikt Stubner

Telefon: 09721 720-6601
Fax: 09721 720-2913
E-Mail: [email protected]

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