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Der Gleichgewichtssinn: Richtig Fuß fassen!

Foto: Adobe Stock

Der Gleichgewichtssinn, auch als vestibuläre Wahrnehmung bezeichnet, ist ein wichtiger Sinn unseres Körpers, denn er hilft uns, aufrecht zu stehen und zu wissen, wo wir uns im Raum befinden oder ob wir uns bewegen. Das wichtigste Gleichgewichtsorgan liegt in unserem Innenohr und arbeitet eng mit unserem Gehirn zusammen, aber auch andere Sinne, wie das Sehen, sind für unsere Orientierung im Raum von Bedeutung.

Aber zurück zum Gleichgewicht: Wie hilft uns denn nun das Ohr dabei? Der auch Vestibularapparat genannte
Teil im Innenohr funktioniert im Grunde wie eine Wasserwaage. Das Innenohr enthält drei runde Kanäle­
namens Bogengänge sowie zwei sogenannte Vorhofsäckchen, ­Sacculus und Utriculus. Diese sind alle mit Flüssigkeit gefüllt und enthalten winzige Härchen, die auf Bewegungen reagieren. Wenn wir uns bewegen, bewegt sich auch die Flüssigkeit in den Bogengängen, und die Härchen registrieren dies. Wenn wir zum Beispiel gehen, senden die Härchen Signale an unser Gehirn, die uns sagen, dass wir uns bewegen und in welche Richtung. Die Vorhofsäckchen funktionieren ähnlich. Auch die sind mit Flüssigkeit gefüllt und haben im Inneren die Sinneshärchen, die über Nerven mit dem Gehirn verbunden sind. Der Unterschied ist, dass die Sinneshärchen mit kleinen Kristallen zusammenhängen, die von den Fachleuten Otolithen genannt werden.
Diese Kristalle können Beschleuni­gung wahrnehmbar machen. Das Gehirn verarbeitet die Informationen und hilft uns, unser Gleichgewicht zu halten. Unser Gleichgewichtssinn ist auch wichtig für Aktivitäten wie Fahrradfahren, Tanzen oder sogar einfach nur stillstehen. Er hilft uns, unsere Muskeln zu koordinieren und uns vor dem Fallen zu schützen.

Wenn der Gleichgewichtssinn gestört ist, kann dies zu Problemen wie Schwindel, Unsicherheit beim Gehen oder sogar Übelkeit führen. Es gibt verschiedene Gründe für eine Störung: Verletzungen, bestimmte Krankheiten oder Infektionen. Manchmal ist der Körper auch nur „verwirrt“. So zum Beispiel, wenn uns nach einer ­Karussellfahrt schwindelig oder sogar schlecht ist. Wenn wir uns etwas ausgeruht haben und sich alles wieder beruhigt hat, geht es einem schnell wieder gut. Die Flüssigkeit im Innenohr braucht nämlich immer ein bisschen Zeit, um wieder in die Ausgangs­position zurückzukommen. Außerdem gleicht unser Gehirn die Informationen des Vestibularapparates permanent auch mit den Informationen des Sehsinns ab. Auch Unstimmigkeiten bei diesen beiden Informationen können dazu führen, dass du dich unwohl fühlst. So wird vielen Menschen beim Autofahren übel, wenn Sie versuchen nebenbei zu Lesen oder auf das Handy schauen. Die Informationen, die vom Innenohr kommen, passen nicht mit der ­Information zusammen, die vom Auge kommen. Die Augen sehen das Buch oder Handy, das sich nicht bewegt. Das Innenohr nimmt allerdings die Beschleunigung und Vorwärtsbewegung des Autos wahr. Das Gehirn kann die Reize nicht zusammenbringen, deswegen wird einem übel.

Der Gleichgewichtssinn wird mit zunehmendem Alter in der Regel schlechter. Das ist der Hauptgrund, weswegen ältere Menschen häufiger stürzen und sich dabei auch verletzten können.

Der Gleichgewichtssinn kann aber durch Übung auch gestärkt werden. Aktivitäten wie Balancieren, Tanzen oder Yoga können dazu beitragen, unsere Fähigkeit das Gleichgewicht zu halten zu verbessern. Schon wenn kleine Kinder Laufen lernen, trainieren sie intensiv ihren Gleichgewichtssinn.

Anschauliche Darstellung des menschlichen Ohres:

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Wenn Astronauten ins Weltall reisen, erleben sie eine veränderte Schwerkraft, die Auswirkungen auf ihren Gleichgewichtssinn hat. Da es im All keine Schwerkraft gibt, muss sich der Gleichgewichtssinn der Astronauten erst daran anpassen. Oft leiden sie deshalb an Schwindel. Wenn sie wieder zur Erde zurückkehren, kann es einige Zeit dauern, bis sich ihr Gleich­gewichtssinn wieder normalisiert hat.

(Bilder in Galerie: Adobe Stock)

1. Katzen:
Katzen haben einen äußerst gut entwickelten Gleichgewichtssinn, der es ihnen ermöglicht, selbst auf schmalen Oberflächen wie Zäunen oder dünnen Ästen zu balancieren. Sogar in der Luft drehen und sicher landen ist kein Problem für sie. Dieser Eigenschaft haben sie es zu verdanken, dass sie sich fast nie bei einem Sturz verletzten.

2. Fische und Vögel:
Vögel verlassen sich stark auf ihren Gleichgewichtssinn, um während des Fluges stabil zu bleiben. Dies ist besonders wichtig, wenn sie während des Fluges ihre Richtung ändern oder Landungen durchführen. Ähnlich verhält es sich bei den Fischen im Wasser. Auch sie orientieren sich mit ihrem Gleich­gewichtsinn im Raum.

3. Spinnen:
Obwohl Spinnen ­keine ­Ohren haben, besitzen sie einen ­spezialisierten Gleichgewichtssinn. Ihre Füße sind mit empfindlichen Härchen ausgestattet, die winzige Erschütterungen und Luftströmungen wahrnehmen. Dadurch können sie ihre Position und Bewegungen auf ihren Netzen oder beim Klettern auf Oberflächen präzise kontrollieren.

(Bilder in Galerie: Adobe Stock)

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