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Der Hörsinn: Da gibt‘s was auf die Ohren!

Foto: Adobe Stock

Das menschliche Gehör kann bis zu 400.000 verschiedene Töne unterscheiden und gleichzeitig erkennen, aus welcher Richtung sie kommen. Es kann hohe und tiefe Töne wahrnehmen, laute und leise. Schauen wir uns mal an, wie das funktioniert.

Das sichtbare Ohr ist logischerweise am Hörvorgang beteiligt. Es gehört zum sogenannten Außenohr. Der ­größte Teil des Organs liegt geschützt im Schädel. Neben dem Außenohr gibt es noch das Mittel- und das Innenohr.

Damit das Ohr hören kann, muss vorher ein Ton, ein Geräusch oder ein gesprochenes Wort erzeugt werden. Dies dringt dann in Form von Schallwellen – das sind Schwingungen der Luft – an unser Ohr. Dabei stupst ein Luftteilchen, ausgehend vom Verursacher des Geräusches, zum Beispiel einer Trommel, das nächste an. Aus welcher Richtung ein Geräusch kommt, weiß unser Gehirn, weil die Schallwellen zunächst auf das eine, dann auf das andere Ohr treffen. Schallwellen kann man nicht sehen, aber die Ohrmuschel fängt sie wie ein Trichter auf und leitet sie weiter durch den Gehörgang bis zum Trommelfell. Dieses gerät durch die ankommenden Schallwellen in Schwingung, ähnlich wie ein Trampolin, und setzt damit die drei kleinsten Knochen in unserem Körper in Gang. Sie tragen die seltsamen Namen Hammer, Amboss und Steigbügel. Das ist so, weil sie ungefähr so aussehen, wie diese Gegenstände. Sie befinden sich im Mittelohr in der Paukenhöhle, einem kleinen, mit Luft gefüllten Hohlraum, der über die Ohrtrompete mit dem Rachen, also mit Mund und Nase, verbunden ist. Der letzte der kleinen Knochen, der Steigbügel, überträgt mit seiner Fußplatte den Impuls auf das „ovale Fenster“, das den Übergang zum Innenohr bildet. Dieses ist flüssigkeitsgefüllt und besteht aus der Schnecke, auch Cochlea genannt, und dem Vestibularapparat.

Entlang der Schnecke werden die ankommenden Reize von etwa 25.000 spezialisierten Haarsinneszellen, die wie bei einer Minibürste nebeneinander stehen, in elektrische Signale gewandelt. Die Nervenfasern des Hörnerven leiten diese zum Gehirn, das aus den Impulsen den von uns wahrgenommenen Klangeindruck bildet. Bei leisen Geräuschen neigen sich die Haarsinneszellen leicht, bei lauten stark; bei zu lauten brechen sie sogar. Das Problem: Sind sie erst einmal abgeknickt, heilen sie nie wieder. Schädlich wirkt Lärm ab 85 Dezibel (in Dezibel wird der Schalldruckpegel gemessen). Der Knall eines platzenden Luftballons zum Beispiel liegt deutlich darüber.

Der Vestibularapparat ist unser Gleichgewichtsorgan und besteht aus drei Bogengängen und den zwei Vorhofsäckchen. Die Bogengänge sind für die Drehbewegungen wie Nicken oder Kopfschütteln zuständig, die Vorhofsäckchen für die linearen Beschleunigungen, beispielsweise beim Auto- oder Liftfahren. Zusammen mit den Augen, dem Tastsinn und der Tiefensensibilität (Wahrnehmung von Reizen aus dem Körperinneren) lässt uns der Vestibularapparat das Gleichgewicht halten. Treten hier Probleme auf, wie zum Beispiel nach einem Hörsturz, kann es zu Schwindel, Übelkeit und Gleichgewichtsstörungen kommen. Aber auch, wenn das Gleichgewichtsorgan und die Augen ­unterschied­liche Informationen senden, kann dir schwindelig oder schlecht werden, zum Beispiel auf einem schaukelnden Schiff oder auf einer kurvenreichen Straße im Auto.

Anschauliche Darstellung des menschlichen Ohres:

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Der Donner eines Gewitters kann ca. 120 Dezibel (dB) laut werden. Der Ausbruch des Vulkans Krakatau im Jahr 1833 brachte es auf ca. 180 dB – und dies in einer Entfernung von 160 km zum Geschehen. Die Eruption war so heftig, dass die indonesische Insel gleichen Namens fast vollständig zerstört wurde. 180 dB sind genug, um ein menschliches Trommelfell platzen zu lassen. Der lauteste Lautsprecher der Welt bringt es auf 182 dB. Ein Schallpegel von etwa 200 dB ist für den Menschen sogar tödlich. Man stirbt übrigens nicht an der Zerstörung des Gehörs, sondern am Platzen der lebensnotwendigen Lungenbläschen, die dem Druck des Schalls nicht standhalten. Aber was überhaupt kann so laut sein? Beispielsweise der Start einer Saturn V Rakete, dabei werden 204 dB erreicht. Das lauteste Geräusch der Welt wurde im Nachhinein berechnet und zwar auf 320 dB: Der Vulkanausbruch des Tambora im Jahr 1815. Die Druckwelle war noch 15.000 km entfernt zu spüren.

(Bilder in Galerie: Adobe Stock)

Schallwellen sind nicht sichtbar, wer sie also nicht hören kann, zum Beispiel, weil sein Gehör geschädigt ist, ist von diesem Sinneseindruck völlig ausgeschlossen? Könnte man meinen! Aber unter bestimmten Voraus­setzungen kann man die Schallwellen spüren.

Sind die Wellen steil und schmal, handelt es sich um einen hohen Ton. Man sagt, er schwingt in einer hohen Tonhöhe (Frequenz). Bei tiefen Tönen sind die Wellen dagegen langgezogen. Vor allem diesen tieffrequenten Schall können wir deutlich spüren, beispielsweise, wenn der Fußboden bei lauten Bassklängen „bebt“. Gehörlose ­verfügen über einen intensiveren Tastsinn als normal Hörende. Ihnen gelingt es sogar, allein über das Fühlen der Vibrationen, zur Musik zu tanzen. Auch Elefanten können übrigens mit ihren Füßen „hören“.

(Bilder in Galerie: Adobe Stock)

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