Wenn Weichteile wie Sehnen oder Schleimbeutel zwischen den Knochen des Körpers eingeklemmt oder zusammengedrückt werden, spricht man von einem Impingement-Syndrom. Diese Kompressionen können Schmerzen, Entzündungen und Beeinträchtigungen der Funktion in der betroffenen Region verursachen. Obwohl Impingement an verschiedenen Stellen im Körper auftreten kann, ist die Schulter sehr häufig betroffen.
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Die Schulter ist das Gelenk mit der höchsten Beweglichkeit. Das Hauptgelenk bildet die Verbindung von Oberarmknochen und Schulterblatt, in dem eine Vertiefung liegt, die Gelenkpfanne, die den Oberarmkopf umfasst. Im Gegensatz zu Knie und Hüfte ist diese Pfanne jedoch nur sehr flach ausgeprägt. Muskeln, Sehnen und Bänder sorgen deshalb für die eigentliche Stabilität des Gelenkes. Dieser komplexe Aufbau garantiert die hohe Beweglichkeit, macht das Gelenk auf der anderen Seite allerdings auch anfällig für Störungen. Schulterschmerzen können den Alltag betroffener Patienten massiv einschränken, manchmal über Jahre hinweg. Besonders häufig tritt das sogenannte Impingement-Syndrom auf.
„Eine Ursache für das Impingement-Syndrom der Schulter sind anatomische Faktoren, die zu einer Verengung dieses Raums führen. Dies können knöcherne Veränderungen wie ein Sporn des Schulterdaches, Entzündungen des Schleimbeutels (Bursitis), eine Verkalkung der Sehne (Tendinosis calcarea) oder eine Verletzung (z.B. der Rotatorenmanschette oder der langen Bizepssehne) sein. All dies kann zu einer Reizung, Entzündungen und Schmerzen sowie zu einer deutlichen Einschränkung der Beweglichkeit führen“, erklärt Dr. Matthias Blanke, Chefarzt der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie, Hand- u. Wiederherstellungschirurgie am Leopoldina-Krankenhaus.
Typische Symptome sind Schmerzen beim seitlichen Anheben (Abduktion) des Arms, insbesondere in einem Winkel von 60 bis 130 Grad (leicht ober- bzw. unterhalb der Schulterhöhe) oder beim Einwärtsdrehen (Innenrotation) des Armes, Belastungsschmerzen beim Halten von Gegenständen und bei Fortschreiten der Erkrankung ein dauerhafter Nachtschmerz.
Typische schmerzhafte Bewegungen im Alltag sind Arbeiten über dem Kopf, z.B. Geschirreinräumen, Fensterputzen aber auch Sportarten wie Volleyball und Tennis oder das Anziehen einer Jacke. Um schmerzhafte Bewegungen zu verhindern, nehmen die Betroffenen oft eine Schonhaltung ein und halten den Arm ruhig. Dieser Bewegungsmangel führt dann zusätzlich zur Bewegungseinschränkung mit zunehmender Einsteifung des Gelenkes.
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Bei Schulterschmerzen sollte zügig ein Arzt aufgesucht werden, um zu verhindern, dass die Beschwerden chronisch werden. Die Diagnose erfolgt durch eine ausführliche Anamnese, bei der der die Ärztin bzw. der Arzt nach Vorerkrankungen, Beruf und Hobbys fragt. Es schließt sich eine körperliche Untersuchung durch einen Schulterspezialisten und ev. eine bildgebende Untersuchung (z.B. Röntgen, Ultraschall, MRT) an. Bei der Behandlung stehen Kühlung, entzündungshemmende Schmerzmittel, Infiltrationen beispielsweise mit PRP /ACP (körpereigene konzentrierte Wachstumsfaktoren, die an der betroffenen Stelle injiziert werden) und Stoßwellentherapie (ESWT) im Vordergrund. In Fällen, in denen konservative Methoden nicht ausreichend wirksam, oder eine Verletzung der Sehne vorliegt, kann eine Operation in Erwägung gezogen werden.
Chefarzt Dr. Blanke erklärt: „Sie erfolgt in der Regel minimal-invasiv im Rahmen einer Gelenksspiegelung (Arthroskopie). Abhängig von der Ursache der Schmerzen werden bei einer Schulteroperation Kalkdepots und der entzündete Schleimbeutel entfernt. Bei Veränderungen des Schulterdaches erfolgt eine Glättung und bei Sehnenverletzungen (Rotatorenmanschette, lange Bizepssehne) eine Naht/Rekonstruktion oder Versetzung der Sehne.“
Der hierdurch geschaffene Raum senkt den Druck auf die Sehnen und sorgt langfristig für eine schmerzfreie Beweglichkeit im Schultergelenk. Es bestehen gute Aussichten auf eine Wiedererlangung einer voll funktionsfähigen, schmerzfreien und belastbaren Schulter.
Riss der Rotatorenmanschette
Das Gefüge aus vier Muskeln und deren Sehnen stabilisiert die Schulter maßgeblich und ist für die Drehbewegung der Schulter verantwortlich. Ein Ein- oder Abreißen kann durch ein Impingement, durch Verschleißerscheinungen oder übermäßige und abrupte Belastung verursacht werden.
Bei einer »Kalkschulter« kommt es zu einer Einlagerung von Kalk in den Sehnen des Schultergelenkes unterhalb des Schulterdaches im Bereich der Rotatorenmanschette. Mit der Folge, dass der Raum unter dem Schulterdach durch die Kalkablagerungen stark verengt wird (Impingement-Syndrom) oder Entzündungen auftreten. Das Phänomen führt zu teils beträchtlichen Schmerzen.
Dabei handelt es sich um eine spontan auftretende Schultersteife. Es kommt hier durch unterschiedliche Ursachen zu einer Entzündung mit Verklebungen und Verwachsungen der Gelenkkapsel, was zu einer Einschränkung der Bewegungsfreiheit bis hin zu fast völliger Versteifung führen kann.
Wie bei allen anderen Gelenken ist der Verschleiß des schützenden Knorpels ursächlich für die Arthrose des Schultergelenkes. Aufgrund von Arthrose können sich Veränderungen in der Anatomie des Schultergelenks ergeben (zum Beispiel Veränderungen an den Gelenkknochen oder Bildung von Knochenwülsten), die den Raum in der Schulter verringern und zu Bewegungseinschränkung führen.
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Chefarzt:
Dr. med. Matthias Blanke
Telefon: 09721 720-2267
Fax: 09721 720-2982
E-Mail: [email protected]
Website: www.leopoldina.de
Endoprothetik, Orthopädie, Unfallchirurgie, Hand- u. Wiederherstellungschirurgie
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